Umstrittenes Bauvorhaben:Schlagabtausch um neue Ortsmitte

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Die Raiffeisenbank plant in Gilching einen Komplex mit Supermarkt, Wohnungen und Praxen. Der Gewerbereferent wittert eine "Bausünde". Bei der Generalversammlung eskaliert der Streit zwischen Bank und Gemeinde

Von Christian Deussing, Gilching

Die Raiffeisenbank Gilching will neben ihrem Sitz an der Römerstraße ein Geschäfts- und Ärztehaus bauen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Streit um die Dimensionen des geplanten Geschäfts- und Ärztehauses in der Gilchinger Ortsmitte zwischen der Raiffeisenbank (Raiba) als Bauherrn und dem Gewerbereferenten Manfred Herz (CSU) eskaliert. In der Generalversammlung der Raiba am Dienstagabend im Gasthof Widmann kam es zwischen dem Bankvorstand Wolfgang Schneider und Herz, der Mitglied der Genossenschaft ist, zu einem offenen Schlagabtausch. Der Banker warf dem Lokalpolitiker vor, mit seiner Flugblatt-Aktion zur angeblichen "Bausünde" und einem großen Inserat in einem Anzeigenblatt eine "Kampagne" losgetreten zu haben, die es in dieser Form in Gilching noch nicht gegeben habe.

Bankchef Wolfgang Schneider (Archivbild) wehrt sich gegen die Vorwürfe von Gewerbereferent Manfred Herz. (Foto: Georgine Treybal)

Dieses Verhalten bezeichnete Schneider vor 169 Genossen im Saal als "ruf- und geschäftsschädigend" und riet Herz deshalb dazu, seine Mitgliedschaft in der Genossenschaft aufzugeben. Der Bankchef betonte, dass das Projekt an der Römerstraße samt Supermarkt dem Bebauungsplan entspreche und "kein Klotz" entstehe. Zudem könne wegen des unsicheren Untergrunds keine zweite Tiefgaragenebene gebaut werden, das Risiko wäre laut Schneider zu hoch. Das habe aber nichts mit "Profitgier" zu tun, wie es der Gewerbereferent der Bank unterstelle. Überdies verwies Schneider auf "Interessenkonflikte" des Unternehmers Herz, der angeblich an der St.-Gilgener-Straße selbst weitere Märkte bauen wolle, aber auch als "Retter des Ortszentrums" dastehen wolle.

Gewerbereferent Manfred Herz hatte Wolfgang Schneider unter anderem "Profitgier" vorgeworfen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Diese Pläne bestritt Herz vehement und nannte die Behauptungen "verleumderisch". Er habe zudem in seinem Flyer, der an Gilchings Haushalte verteilt wurde, nur von "Profitmaximierung" gesprochen. Der CSU-Gemeinderat erinnerte die Bank vor allem an ihr "Versprechen", einen Supermarkt mit 1200 Quadratmetern als "Magneten" zu schaffen - unter deren Prämisse die Gemeinde ein Eckgrundstück an der Rathausstraße an die Bank verkauft habe. Stattdessen soll der Vollsortimenter kleiner und auf der markanten Fläche Lager- und Nebenräumen gebaut werden - mit "Folien verklebt", wie Herz kritisierte.

Der weitere Bankvorstand, Reinhold Coulon, stand mit bitterer Miene neben dem Rednerpult. Er hatte erklärt, dass man längst die Pläne geändert habe, nachdem vor vier Wochen der Bauausschuss das Projekt einstimmig abgelehnt hatte. Denn es waren statt der nötigen 107 Parkplätze nur 81 nachgewiesen worden. Darum will der Bauherr die Nutzfläche des Ärzte- und Geschäftshauses um etwa 1000 Quadratmeter verringern und das Hauptgebäude nur mit vier, statt fünf Stockwerken bauen. Auch die Fassade werde anders aussehen wie auf dem Skizzenbild, das Herz veröffentlicht habe. Die Ansicht sei nur ein "Arbeitsentwurf" gewesen und entspreche ohnehin nicht den Plänen der Raiffeisenbank, erklärte Coulon vor den Mitgliedern. Neben dem Supermarkt sind in dem Gebäude zwölf Wohnungen, sieben Praxen und eine Apotheke vorgesehen.

Wegen des Konflikts mit dem Kreditinstitut, das für das Bauvorhaben voriges Jahr sein Posthaus auf dem Gelände abreißen ließ, ergriff auch Vize-Bürgermeister Martin Fink (CSU) das Wort Er betonte, dass kein Gemeinderat über das bislang bekannte Bauwerk "glücklich" sei. Fink erwähnte die 17 Treffen des "Bürgerdialogs" für eine lebendige neue Ortsmitte. Den Dialog hätten oft auch die Bankvorstände besucht. Die Raiba will nun offenkundig den Streit entschärfen und sucht gemeinsam mit der Gemeinde nach bestmöglichen Lösungen. Die Bank hofft, dass ihr Baukomplex bis spätestes im Sommer 2020 fertiggestellt ist - ganz nach dem Motto: "Wir machen den Weg frei".

Das neue Gebäude für einen Supermarkt, Arztpraxen, eine Apotheke und zwölf Wohnungen soll Ende 2019 fertiggestellt sein. Die Grafik, die auf einem Flugblatt kursiert, sei aber nur ein "Arbeitsentwurf" und entspreche nicht den aktuellen Plänen, betont die Bank. (Foto: Raiffeisenbank Gilching)
© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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