Umfrage im Landkreis:Stressfaktor Radfahren

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Zuletzt haben Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Radfahrerclubs (ADFC) für das Recht demonstriert, auf dem Gilchinger Marktplatz mit dem Rad fahren zu dürfen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

ADFC fordert sicherere Wegführung in Gilching

Von Armin Greune, Gilching

Einen Unfall, der sich kürzlich ereignete, und die aktuellen Bewertungen im Fahrradklimatest nimmt Kilian Häuser, Sprecher der Gilchinger Ortsgruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), zum Anlass, erneut die Problempunkte im Ort für den Radverkehr darzustellen. Erst vor einem Jahr hatte der Club der Gemeinde eine Mängelliste vorgelegt und die Verschwenkung der Parkplätze vor dem "Netto"-Discounter in der Landsberger Straße gefordert, damit einparkende Autos nicht mehr den Rad- und Fußweg queren müssen. In der vergangenen Woche kam es dort zu einem Unfall, als eine Autofahrerin beim Einparken einen Radler übersah, der vorschriftsmäßig auf dem Radweg fuhr. Der Tutzinger erlitt beim Aufprall auf den Wagen einen Schock und Gesichtsverletzungen, sein Gefährt wurde total demoliert.

"Radfahren in Gilching ist Stress", schreibt Häuser und beruft sich dabei auf das Votum von 123 Radlern im Ort, die den Fragebogen des ADFC zum Fahrradklimatest 2018 ausgefüllt haben. Mit einer Gesamtnote von 4,1 wurde Gilching wieder als nicht fahrradfreundlich eingestuft; die Gemeinde liegt damit an 148. Stelle von 186 Gemeinden in der Größenklasse bis 20.000 Einwohner. Besonders negativ wurden die Kriterien "Führung an Baustellen", "Falschparkerkontrolle auf Radwegen" (jeweils 4,9) sowie "Fahren im Mischverkehr" und mit Kfz" und "Sicherheitsgefühl" (jeweils 4,7) bewertet.

Für die meisten Radfahrer ist der Erhebung zufolge die Teilnahme am örtlichen Verkehr eher eine Belastung als ein Vergnügen. Gerade die Wegführung an Baustellen habe der ADFC wiederholt bei der Gemeinde Gilching beziehungsweise beim Landkreis Starnberg moniert - "leider meist ohne Erfolg", klagt Häuser.

Seit Jahren legen er und seine Mitstreiter regelmäßig Mängellisten aus Sicht der Radfahrer vor: Ihre Wege endeten abrupt im Nirgendwo oder werden durch mittig angebrachte Verkehrszeichen zum Hinderniskurs. Akute Gefahr drohe den Radlern unter anderem am Kreisverkehr im Starnberger Weg und auf den besonders verkehrsreichen Strecken Landsberger, Karolinger- und Römerstraße. Auf letztgenannter Route wurden in der letzten Oktoberwoche zwei Radler bei Unfällen ohne Fremdverschulden verletzt, ein 64-jähriger Mountainbiker erlag zwei Wochen später seinen Kopfverletzungen.

Der ADFC Gilching verlangt Schutzstreifen und rote Markierungen auf den Straßen für Radler und fordert das Rathaus auf, die monierten Problempunkte "zügig abzustellen, damit das Radfahren in Gilching endlich sicherer und entspannter möglich ist", wie Häuser schreibt. Für ihn ist es kein Trost, dass seine Gemeinde beim aktuellem Klimatest im Landkreis nicht einmal am schlechtesten abgeschnitten hat: Starnberg und Gauting stehen mit Gesamtnoten von 4,5 beziehungsweise 4,3 noch schlechter da. Von den sieben Kommunen, in denen jeweils mehr als 50 Teilnehmer den Fragebogen ausfüllten, erreichte nur Weßling mit 3,7 ein bessereres Resultat als Gilching; Inning, Tutzing und Herrsching wurden von den örtlichen Radfahrern jeweils auch mit 4,1 bewertet. "Im 'fahrradfreundlichen' Landkreis Starnberg gab es die meisten Teilnehmer und das schlechteste Ergebnis aller bisherigen Tests", resümiert Gerhard Hippmann von der Bürgerinitiative Mobilitätswende Weßling.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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