Umfahrung:Befreite Bürgerliste

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Die Gruppierung um Walter Jann sieht sich im Aufwind und glaubt weiterhin, dass eine ortsferne Umfahrung vom Waldkreisel zur Garmischer Autobahn möglich ist

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Bürgerliste Starnberg (BLS) sieht sich im Aufwind: Die Gruppierung um den 74-jährigen BLS-Gründer Walter Jann war bei den Stadtratswahlen 2014 abgestraft worden und hatte nur ein Mandat erobern können. Nun aber ist die Fraktion auf fünf Mitglieder angewachsen: Ein eindeutiges Bekenntnis ausschließlich zur ortsfernen Umfahrungsvariante sowie der Wechsel von drei ehemaligen BMS-Stadträten haben die BLS zur zweitstärksten Fraktion hinter der CSU werden lassen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung ohne Neuwahlen informierte der BLS-Vorstand am Dienstag über die aktuelle Situation im Stadtrat.

Es herrscht derzeit eine eher lockere und heitere Stimmung bei der 58 Mitglieder zählenden BLS. Vergessen ist die deprimierende Wahlschlappe, das monatelange Gezerre um den umstrittenen Fraktionswechsel Klaus Rieskamps von der WPS zur BLS, der dünne Achtungserfolg bei den Stadtratsneuwahlen im vergangenen Jahr und der Zwang, innerhalb der Anti-Tunnel-Allianz aus WPS, BMS, BLS und FDP stets "den Mund halten zu müssen", wie Jann versicherte. "Die spielen falsch, damit sie Erfolg haben", sagte Jann und meinte damit die WPS. "Das ist nicht unsere Aufgabe".

Die konservativ geprägte BLS entstand vor rund 25 Jahren als Gegenbewegung zu den Befürwortern eines B2-Tunnels. Im Kommunalwahljahr 2008 betätigte sich Jann als Steigbügelhalter für die WPS, beide Gruppierungen kandidierten gemeinsam auf einer Liste. Doch das Bündnis hielt nicht lange, schon bald folgte die Trennung. Gleichwohl unterstützte die BLS 2014 im guten Glauben auf eine Umfahrungslösung für Starnberg innerhalb der Vier-Parteien-Allianz die damalige Bürgermeisterkandidatin Eva John.

Doch die Zeiten änderten sich, zunehmend verschlechterte sich das Klima. Entscheidend für die Abkehr der BLS war außer kleinen Sachentscheidungen mit großen Bauchschmerzen die Präsentation einer ortsnahen Umfahrung mit Brücke und Tunnel. Jann bezieht klar Stellung: "Nicht mit uns." Zweifel hegt er insbesondere gegen die bislang vorgelegten Ergebnisse der Verkehrsexperten von SHP aus Hannover, die einen Verkehrsentwicklungsplan zur Entlastung Starnbergs vorlegen sollen. Aber auch die Haltung der Rest-Allianz, die nur den Tunnel verhindern wolle, verärgert Jann: Er will eine Lösung und kein "Politik-Geplänkel". Der Plan, eine gigantische Trasse durch Starnberg-Nord zu verlegen, brachte das Fass zum Überlaufen, zumal diese Variante im Wahlkampf nie zur Debatte stand.

Jann und seine Mitstreiter glauben weiterhin an die Realisierungsmöglichkeit für eine ortsfernen Umfahrung vom "Waldkreisel" zwischen Starnberg und Gilching bis zur Garmischer Autobahn A 95. "Die Planung des SHP-Büros bestärkt uns darin, weiter zu machen", sagt Jann. "Unsere Lösung ist die vernünftigere." Im Fokus steht der Bau einer Staatsstraße, unabhängig vom Bundesverkehrsministerium, die nach Vorstellungen der BLS von der Stadt vorfinanziert wird. Jann rechnet mit Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro. Dazu sind eine Reihe von Gesprächen mit Fachbehörden notwendig. Da weiß sich Jann auch mit den Befürwortern des B2-Tunnels aus CSU und UWG einig.

Nur eine Frage bleibt offen, egal wen man von der Bürgerliste befragt: Wie wird sich die Gruppierung entscheiden, wenn sich eines Tages auch die ortsferne Jann-Trasse - aus welchen Gründen auch immer - als nicht realisierbar erweist? Vielleicht passt am besten diese Antwort: "Die BLS war immer bereit, auch Alternativen, die uns nicht passen, zuzulassen", sagt Jann. "Wir wollen das Beste für Starnberg." Vielleicht aber ist das auch der B2-Tunnel.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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