Tutzinger Straßennamen:Im Namen der Frauen

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Nur drei Straßen in der Gemeinde sind weiblichen Persönlichkeiten gewidmet. Ein Vorstoß, das zu ändern, bleibt ungehört.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Zahlen sprechen für sich: Von 234 Straßen und Wegen in der Gemeinde Tutzing sind etwa 40 nach Persönlichkeiten benannt, die in der Ortsgeschichte eine Rolle gespielt haben, darunter nur drei Frauen. Mit einem Straßennamen geehrt wurde die Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern ("Geier-Wally"), Simone Ferber (die Miteigentümerin der "Villa Ebers" gab ihr den bis heute geläufigen Namen Midgardhaus) und die Pianistin Elly Ney, deren unrühmliche Haltung in der NS-Zeit immer wieder Kontroversen hervorrief.

Es könnten endlich ein paar Frauen mehr auf Tutzinger Straßenschildern benannt sein, findet Flora Weichmann. Die neue Grünen-Gemeinderätin wagte einen Vorstoß, als kürzlich eine bislang namenlose kleine Straße am Einkaufszentrum nahe der Lindemannstraße zu widmen war. Genau genommen eine Sackgasse mit nur drei Flurnummern. Aber Weichmanns Vorschlag stieß im Umwelt-und Verkehrsausschuss auf taube Ohren, er wurde regelrecht abgewürgt. Eine Debatte gab es nicht. Die Verwaltung hatte zwei Vorschläge parat, hinter die sich auch Bürgermeisterin Marlene Greinwald stellte: Landmannstraße oder Sudhausstraße. Wer Herr Landmann war, ließ sich nicht genau sagen. Der Name Sudhausstraße bezieht sich auf die alte Schlossbrauerei, auf welche das Sträßlein hinführt - passt also, Abstimmung. Mit der einzigen Gegenstimme von Flora Weichmann heißt die kurze öffentliche Ortsstraße künftig Sudhausstraße. Die Bürgermeisterin stellte immerhin in Aussicht, ein weiblicher Name käme ja "eventuell nächstes Mal" in Betracht.

Wer das sein könnte - darüber würde sich Weichmann eine öffentliche Diskussion wünschen. "Ich bin im Grunde auf der Suche und freue mich, mit Leuten darüber ins Gespräch zu kommen", sagt die gebürtige Münchnerin. In Tutzing mit seinen knapp 10 000 Einwohnern wäre natürlich eine Frau mit Ortsbezug schön, verstorben solle sie auch schon sein, weil Lebende prinzipiell nicht auf Straßenschilder gebannt werden. Bei Recherchen stieß Weichmann auf Sabina Sesselmann, Schauspielerin, Jahrgang 1936. Sie gab in Edgar-Wallace-Filmen gern die von Finsterlingen verfolgte Schönheit, erlangte eine gewisse Prominenz als Frau des Autogroßhändlers Ernst Henne jr. und verstarb 1998 in Tutzing. Letzteres immerhin würde Sesselmann prädestinieren.

Spricht man mit Barbara van Benthem und ihrem Mann Eberhard Köstler, die gerade die Schau "Große Namen - Kleine Straßen" im Tutzinger Ortsmuseum kuratiert haben, so kommt man rasch auf weitere mögliche Namen. Wie wäre es mit einem "Benediktinerinnen-Weg"? Einer Therese-Vogl-Straße? Die gefeierte Wagner-Sängerin, Ehrenmitglied der Münchner Oper, war mindestens so berühmt wie ihr Mann Heinrich Vogl, der schon eine Straße in Tutzing hat. Noch heute sind die Auftritte der Sopranistin hoch zu Ross legendär.

© SZ vom 13.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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