Christuskirche:Zurück ins Licht

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Zentrales Element in der Christuskirche ist nun die Lichtstele aus Plexiglas mit Blattgold. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In der aufwendig modernisierten Christuskirche in Tutzing feiert Ulrike Wilhelm ihr Silbernes Pfarrerjubiläum

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das ist das schönste Geschenk, das sich Pfarrerin Ulrike Wilhelm zu ihrem Silbernen Ordinationsjubiläum vorstellen konnte: Zur feierlichen Andacht an diesem Mittwoch kann sie den damaligen Regionalbischof Martin Bogdahn, der sie vor 25 Jahren als Pfarrerin berief, in der schmucken, frisch renovierten Christuskirche begrüßen. Wie es bei Baumaßnahmen so geht, fehlt es zwar noch am einen oder anderen, vor allem auch am Geld. Deshalb läuft seit einer Woche eine neue Aktion des emsigen Vereins Bausteine Christuskirche Tutzing, um Paten für Stücke der Inneneinrichtung zu gewinnen. Im Festgottesdienst zur Einweihung haben sich schon mehr als 300 Mitglieder der evangelischen Gemeinde aus Tutzing und Bernried begeistert gezeigt von ihrem 1930 erbauten Gotteshaus. Das wurde nach einer Renovierung 1970 nun umfassend modernisiert.

Wenn Uli Wilhelm die wenigen Schritte vom Pfarrhaus herübereilt und durch die Seitentür den Sakralraum betritt, dann legt sich ein Strahlen auf ihr Gesicht. Das ist nicht nur der Stolz der Hausherrin, nach achtmonatiger Bauzeit und Investitionen von 850 000 Euro das Vollbrachte vorzustellen. Es ist das lichtdurchflutete Innere, das jetzt nicht nur an sonnigen Tagen vorherrscht. Lichtquellen sind die restaurierten hohen Fenster, in denen geschickt Schlitze zur Beleuchtung eingelassen sind; die zentrale Lichtstele aus Plexiglassteinen, teilweise beschichtet mit Blattgold, die der Allgäuer Künstler Christian Hörl geschickt vor einen Mauerschlitz postiert hat; dazu kommen die hellen Deckenelemente. Darunter verbirgt sich das nie vollendete Deckengemälde von Hubert Distler, von dem der Künstler entnervt abgelassen hatte, nachdem ihm Tutzinger offenbar immer wieder dreingeredet hatten. Die naturbelassenen Eichenbänke und -hocker, der graue, polierte Terrazzoboden sowie Altar, Ambo und Taufschale aus glänzendem Messing verstärken das Luzide.

Zentrales Element in der Christuskirche ist nun die Lichtstele aus Plexiglas mit Blattgold. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Christus sagt, ich bin das Licht der Welt" - das war der Grundgedanke des Kirchenvorstands und der seit 2006 in Tutzing tätigen Pfarrerin, um die zuvor düstere Christuskirche aufzumöbeln. Außerdem sollte wieder ein Mittelgang her. "Zuletzt gab es kaum noch Trauungen, weil Brautpaare sich nicht an der Wand vorbeidrücken wollten", so Wilhelm. Das flexible Konzept mit 18 Hockern und 72 Stühlen, die aus der ebenfalls erneuerten Sakristei geholt werden können, ergänzt die 180 Bankplätze. Es ermöglicht auch kleine Veranstaltungen wie Meditationen und Taizée-Gebete im Kreis. Oder wie am Wochenende die Taufe am neuen Becken, zu dem man den Ambo umdrehen kann.

Die verheerende Umwelt- und Energiebilanz, die eine marode Elektroheizung beschert hatte, gehört ebenfalls der Vergangenheit an. "4000 Euro Stromkosten im Jahr waren einfach katastrophal", wie Kirchenpfleger Günter Schorn hervorhebt. Ein explodierendes Relais mit Funkenflug bei einem Schülergottesdienst vor zwei Jahren unterstrich die Dringlichkeit. Jetzt spendet ein Blockheizkraftwerk mit Gas kontinuierlich 16 Grad Wärme. Auch Details haben die einfühlsamen Architekten vom Münchner Büro Guggenbichler-Netzer bedacht. So findet der Christbaum Platz in einer eigenen Bodenaussparung.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Strahlend und doch schlicht präsentiert sich die renovierte Christuskirche.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Pfarrerin Ulrike Wilhelm freut sich über das Werk.

Malheurs blieben auch nicht aus. Eine Lampe ist wenige Tage nach der Einweihung heruntergekracht. Wie beim Aufstellen des 350 Kilo schweren Altars helfen wieder Tutzinger Asylbewerber, die Kirche für ein Rollgerüst leer zu räumen. Weil die Turmuhr nach den Bauarbeiten plötzlich rückwärts läuft, ist ein neues Uhrwerk für 5000 Euro nötig. Detlef Meye, Vorsitzender des Bausteine-Vereins, hätte auch noch kleinere Patenschaften im Angebot. So könnte man einen Patenschaftsbrief für die Lichtstele ab 200 Euro, einen Hocker für 560 oder das Taufbecken für 1200 Euro symbolisch erwerben oder verschenken.

Andacht zum 25. Ordinationsjubiläum von Pfarrerin Ulrike Wilhelm am Mittwoch um 19 Uhr. Anschließend Beisammensein im Gemeindehaus.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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