Tutzing:Zurück zum Klotz

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In der Seehof-Debatte gefallen dem Tutzinger Gemeinderat zwei Varianten am besten, die nun weiterentwickelt werden sollen

Gerhard Summer

TutzingMit den Plänen, die für dieses Grundstück am See gezeichnet worden sind, könnte Christo längst mehrere Mariensäulen verpacken. Es gab den Seehof-Koloss neben dem Tutzinger Schloss und etliche Hörmann-Varianten. Es gab das große Palais, das im Wahlkampf 2008 präsentierte Arkaden-Modell, die kleinteiligeren Seehöfe und das Luxuswohnblock-Quartett. Nun geht es offenbar wieder zurück zum Klotz, auch wenn sich der Gemeinderat inzwischen von seinen Hotelträumen verabschiedet hat.

Das alte Hotel Seehof in Tutzing. Foto: Treybal (Foto: STA)

Am Dienstag votierte das Gremium dafür, dass zwei der von den Architekten vorgelegten fünf Varianten weiter entwickelt werden sollen. Zum einen handelt es sich um ein Modell mit drei modernen trapezförmigen Gebäuden, zum anderen um ein Solitärkonzept, einen L-förmigen Bau, der die Formensprache des alten Hotels und der Evangelischen Akademie aufnehmen könnte. Für diese Version gab es einen einstimmigen Beschluss, eine Seltenheit bei diesem Thema. Allerdings ist klar, dass der Klotz in die Höhe wachsen muss, damit er nicht zu sehr in die Breite geht. Denn in diesem Einzelgebäude sollen die 3250 Quadratmeter Geschoss- plus 450 Quadratmeter Dachgeschossfläche untergebracht werden, auf die sich der Gemeinderat mit dem Grundstücksbesitzer, der Schlosshotel Tutzing GmbH, geeinigt hat. Zum Vergleich: Der alte Seehof hatte 5500 Quadratmeter.

In der Debatte flammte wieder kurz der unselige Streit auf, wie er ehemals das Ringen um das Hotel-Palais bestimmt hatte: Als Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) dazu ansetzte, das Vorhaben in Grund und Boden zu reden, unterbrach ihn der Zweite Bürgermeister Peter Stich (CSU) mit einem Antrag zur Geschäftsordnung. Es sei nicht zielführend, so Stichs Argumentation, wieder bei Adam und Eva zu beginnen. Das Gremium habe sich nunmal auf 3700 Quadratmeter Geschossfläche festgelegt. Am Ende nahm er seinen Einspruch zwar wieder zurück, dafür stichelte Marchner zurück und handelte sich eine geharnischte Antwort von Thomas von Mitschke-Collande (CSU) ein.

Ohnehin nahmen die Kommunalpolitiker kein Blatt vor den Mund, als es um die fünf präsentierten Varianten mit einem, zwei, drei und vier Baukörpern ging. Die Version mit vier konventionellen Gebäuden nannte von Mitschke-Collande "sozialen Wohnungsbau für Millionäre". Das Drei-Häuser-Modell mit polygonen Grundrissen hielt Ulrich Kratzer (ÖDP) für "Kraut- und Rübensalat". Und Marchner sprach generell von "viergeschossigen riesigen Wohnmaschinen" und einer aus einer Sicht unverantwortlichen "Dimension des Bauens". Heinrich Reiter (FW) formulierte es sachlicher: Glücklich sei er mit keinem der Pläne.

Alle Varianten haben nämlich Vor- und Nachteile. Drei trapezförmige Bauten lassen sich so platzieren, dass die Nachbarn an der Marienstraße noch den See sehen und die Abstandsflächen gut einzuhalten sind, sagte Architekt Matthias Castorph. Bei einem einzigen großen Gebäude werde es schwieriger, die Kubatur zu verteilen. Castorph und der Planer der Gemeinde, Josef Peter Meier-Scupin, sollen in ihren neuen Entwürfen auch die alten Pläne von Johann Hörmann und Martin Büscher berücksichtigen, hieß es.

© SZ vom 18.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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