Tutzing:Zum siebten Mal in den Gemeinderat

Lesezeit: 3 min

Sowohl der dienstälteste Tutzinger Bürgervertreter Peter Stich als auch Franz Matheis wollen wieder kandidieren. Toni Aigner indes hört endgültig auf

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Rathausspitze steht in Tutzing bei der Kommunalwahl 2020 zwar nicht zur Debatte - Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) rückte erst im Januar 2018 für ihren verstorbenen Vorgänger Rudi Krug (ÖDP) nach und kündigte von vornherein an, die zulässigen sechs Jahre im Amt zu bleiben. Aber um so mehr richtet sich das Augenmerk jetzt - genau ein halbes Jahr vor dem Wahltermin am 15. März - auf den Gemeinderat. Wer hört auf von den 20 Mitgliedern? Wer will noch eine Periode draufsatteln? Welche Machtverschiebungen sind in dem Gremium mit derzeit acht Parteien und Gruppierungen zu erwarten? Zu wählen sind wie bisher 20 Vertreter. Derzeit stellt die CSU mit sieben Räten die größte Gruppe, gefolgt von den Freien Wählern mit vier Sitzen. Die Grünen haben zwei, ebenso die ÖDP, je einen Gemeinderat SPD, FDP, Tutzinger Liste, Bürger für Tutzing und UWG Traubing.

Eine Anfrage bei allen Tutzinger Mandatsträgern ergab, dass nur zwei nach jahrzehntelanger Zugehörigkeit definitiv aufhören: Toni Aigner von den Freien Wählern und die einzige SPD-Vertreterin Renate Geiger. Der frühere Schulleiter Aigner ist mit 82 Jahren der älteste Bürgervertreter. Er engagierte sich 24 Jahre im Gemeinderat, trat zwei Mal als Bürgermeisterkandidat an. Der Historiker will Zeit haben, um Familiengeschichte zu erforschen. Renate Geiger nennt nach 18 Jahren gesundheitliche Gründe für ihren Rückzug. Die 72-Jährige möchte sich auch mehr ihren fünf Enkeln widmen. Sie hat bereits den SPD-Ortsvorsitz abgegeben. Traditionsgemäß wird vermutlich ihr Nachfolger, Tutzings SPD-Ortschef Werner Hensel, Spitzenkandidat auf der Liste der Genossen. Alle Parteien werden die Listen mit ihren Vorständen und in Mitgliederversammlungen in den nächsten Wochen festzurren.

Renate Geiger (Foto: oh)

Als Zugpferde gelten die seit langem aktiven Gemeinderäte, von denen in Tutzing die meisten das kommunales Ehrenamt gern noch einmal wahrnehmen möchten. Bei der CSU bekundet der dienstälteste Gemeinderat, der 72-jährige frühere Förster Peter Stich, deutlich, er wolle wieder ran - zum siebten Mal. Positiv fände er, wenn eine Liste mit 40 Prozent Frauen zusammen gehen würde. CSU-Ortsvorstand und Gemeinderat Thomas Parstorfer, wie Stich aus dem selbstbewussten Ortsteil Traubing, möchte schon aufgrund seines Amtes wieder ins Gremium. Er verspricht "einige personelle Überraschungen" für die CSU-Liste. Die CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning will in ihrer Heimatgemeinde ebenfalls wieder lokal mitmischen, ebenso die derzeitige Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg. Abwartend äußerten sich die langjährigen CSU-Räte Ernst Lindl und Thomas von Mitschke-Collande, ebenso die parteilose Kulturreferentin Brigitte Grande, die 2014 von der CSU ein Ticket bekam.

Bei den Freien Wählern will Verena von Jordan-Marstrander antreten. Sie war erst 2018 nach der Bürgermeisterwahl für Greinwald nachgerückt. Stefan Feldhütter und Heinrich Reiter mochten sich noch nicht festlegen. Deutlich im Aufwind sehen sich die Grünen, auch andere Parteien rechnen damit, dass sie vielleicht sogar ihre Anzahl auf vier verdoppeln. Sowohl Kreis- und Gemeinderat Bernd Pfitzner als auch seine Kollegin Christine Nimbach sind zur Kandidatur bereit. Es sei auch kein Problem, so Pfitzner, eine ansehnliche Liste aufzustellen. Mit einem deutlichen Mitgliederzuwachs können die Tutzinger Grünen aus dem Vollen schöpfen. Offen ist, ob das zu Lasten der SPD oder der geschwächten ÖDP gehen könnte.

Nach dem Tod von ÖDP-Bürgermeister Rudi Krug saß für die ÖDP noch der parteifreie Georg Schuster im Gremium. Nachdem sich die ÖDP aber seit Monaten nicht gerührt habe, wie er sagt, stehe es "50 zu 50", ob er weitermache. Sein ÖDP-Kollege Martin Pulfer, der jüngste Gemeinderat, ist der Einzige, der sich trotz mehrmaliger Nachfragen nicht geäußert hat.

Wolfgang Behrens-Ramberg, der 2014 erstmals mit der Gruppierung Tutzinger Liste angetreten war, will weiter mit seinem Blog "Kommunalpolitik transparent machen". Tierarzt Franz Matheis, der Dritte Bürgermeister, möchte für die UWG Traubing wieder den Ortsteil vertreten. Wolfgang Marchner, das Gesicht der Gruppierung "Bürger für Tutzing", hatte schon vor einiger Zeit ans Aufhören gedacht. Jetzt lässt sich der 81-Jährige doch noch eine Tür offen. Maximilian Levasier (FDP) war für den verstorbenen Hellmut Kirchner nachgerückt. Der Wirtschaftsprofessor möchte der Entscheidung der Liberalen für die Liste nicht vorgreifen. Fazit: Zwei Gemeinderäte wollen ausscheiden, neun streben eine erneute Kandidatur an, ebensoviele zeigen sich unentschlossen bis abwartend.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: