Tutzinger Beringer Park:Wende kurz vor der Insolvenz

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Für das gescheiterte Tutzinger Hospiz im Beringer Park zeichnet sich eine Lösung ab

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Um die Zukunft des Tutzinger Hospizes Beringer Park wird nach der Schließung heftig gerungen. Die fünf verbliebenen Gesellschafter bemühen sich intensiv um ein tragfähiges Konzept für die Zukunft. Nächste Woche würden Gespräche mit einem sehr interessierten potenziellen Mieter der Einrichtung geführt, teilte der Mediziner Egon Gniwotta auf SZ-Nachfrage mit. Unterdessen wurde neun Mitarbeitern zum 15. April gekündigt.

Der Interessent, der den für 4,5 Millionen Euro errichteten und erst vor neun Monaten eingeweihten Neubau nutzen möchte, komme aus dem "medizinischen Bereich", so Gniwotta. Seine Arbeit bewege sich "nah am Hospizbereich". Für seine Seriosität spreche, dass er seit 15 Jahren im Geschäft sei. Das könnte in die Richtung gehen, die vor vier Wochen angedacht wurde, als das Aus des Hospizbetriebes bekannt wurde. Da war von der Pflege schwerstkranker Patienten die Rede. Gniwotta, der als Internist viele Jahre in Tutzing eine Praxis betrieb, hofft, dass der Betrieb im Sommer, "spätestens aber in einem halben Jahr" läuft.

Für die bisherigen Hospiz-Mitarbeiter kommt die Kündigung nicht überraschend. Sie hätten schon seit Wochen Beschäftigungskürzungen hinnehmen müssen, bedauert Gniwotta. Sie seien jedoch hervorragend qualifiziert, teils mit Palliativausbildungen, so dass sie bei Pflegeeinrichtungen "ringsum begehrt" seien. Die meisten hätten bereits Angebote.

Seit der Jahreswende standen die zwölf Apartments im Beringer Park leer. Die Krankenkassen hatten einen Versorgungsauftrag abgelehnt. Die Finanzierung war damit nicht gewährleistet. "Wir hatten Druck jetzt. Wenn nicht bald was geschehen wäre, hätten wir in die Insolvenz gehen müssen", umreißt Gniwotta die angespannte Situation. Das Haus mit Seeblick war über Darlehen errichtet worden. Wie man mit der verfahrenen Situation umgehen soll, hat allerdings die zehn ursprünglichen Gesellschafter gespalten. Die Hälfte ist mittlerweile aus der gemeinnützigen Gesellschaft für Hospiz- und Palliativmedizin abgesprungen: die Radiologin Doris Dobbelstein, deren Mann das Hospiz angeregt hatte, Rechtsanwalt Mark Habdank, Ärztin Friederike Heß, Tutzings Altbürgermeister Alfred Leclaire und Bernrieds Rathauschef Josef Steigenberger. Gniwotta, selbst einer der Gründungsväter der Gesellschaft, macht aus seiner Erleichterung über den Neuanfang keinen Hehl. "Es ist immer schwierig, wenn jemand dazukommt und alles besser weiß. Das ist nicht zum Besten der Sache", sagt er ohne Namen zu nennen. Die Verbliebenen - Bernrieds Altbürgermeister Walter Eberl, die wirtschaftliche Managerin Krista Frembs, die Mediziner Egon Gniwotta und Professor Gernot Klein sowie der Betriebswirt Ernst Knop - haben die Anteile der ausgeschiedenen Gesellschafter übernommen. Sie geben sich optimistisch. "Wir lachen seit zwei Wochen wieder", sagt Gniwotta. Die zum 31. März geschasste Geschäftsführerin Katharina Zach, Tochter von Krista Frembs, sei jetzt wieder eingestellt worden. Deren Mann Hans Zach kümmere sich weiter um Haus und Garten. Die Außenanlagen der Einrichtung sind bisher noch gar nicht fertiggestellt worden.

Das Scheitern des Hospizes bewegt auch Freunde und Förderer. Bei einer Veranstaltung der "Stiftung zur Förderung der Palliativ- und Hospizversorgung" gab es Gniwotta zufolge Nachfragen mit dem Tenor "Wofür haben wir da eigentlich gespendet?"

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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