Tutzing:Verband Junger Menschen löst sich auf

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Der Zeitgeist hat sich geändert: Das Interesse der Jugendlichen ist stark gesunken. Präsident Thomas Kaiser hat nun die Liquidation des Gesamtverbands beantragt

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Mitgliedszahlen schrumpften, die Zahl der Ortsverbände auch und jetzt hat man nicht mal mehr Sitz und Stimme im Bezirksjugendring Oberbayern, was das finanzielle Austrocknen bedeutet. Thomas Kaiser, Präsident des Gesamtverbands Junger Menschen (JM) zog die Reißleine. Er beantragte die Liquidation des Gesamtverbands des JM Freizeitclubs bei einem Notariat in Starnberg. Die sechs noch aktiven Ortsverbände sollen weiter bestehen. Dazu müssen sie sich aber als selbständige Einzelvereine neu gründen.

Mit der Auflösung des JM Gesamtverbandes geht eine Ära in der Jugendarbeit zu Ende. Hubert Hupfauf, früherer Vizebürgermeister und langjähriger Gemeinderat in Tutzing, hatte die JM 1963 in seinem Heimatort gegründet. Weitere Ortsgruppen folgten und erst Jahre später der Gesamtverband. Der fungierte über vier Jahrzehnte als Dachverband, organisierte Sportturniere, Reisen, Quizmeisterschaften und bot Hütten für Freizeitaufenthalte an. "Etwa 25 000 junge Menschen haben diesen Verein seit der Gründung am 8. Oktober 1963 kennengelernt", resümiert Präsident Kaiser die Erfolgsgeschichte. Die JM habe sich als "Markenzeichen" viel Ansehen erwerben können. In den 1980er Jahren hatte die "Junge Mannschaft", wie sie da noch hieß, 2200 Mitglieder in sieben Landkreisen. Derzeit zählt der Verband aber nur noch rund 400 Mitglieder in sechs Orten: Andechs, Traubing und Tutzing im Landkreis Starnberg, Alling im Landkreis Fürstenfeldbruck, Bernried im Landkreis Weilheim-Schongau und Fuchstal im Landkreis Landsberg. Damit ist der Verein nicht mehr in mindestens sechs Landkreisen präsent - die Voraussetzung, um auf Zuschüsse von Bezirk und Bayerischem Jugendring zuzugreifen. Das JM Präsidium beschloss die Auflösung.

Kaiser, der 1992 zur JM stieß und 2007 Hupfauf als Präsident ablöste, sieht das nachlassende Interesse an dieser eigenständig organisierten Jugendarbeit im Zeitgeist begründet. Die Erwartungen der Jugendlichen einerseits und die Grundlagen andererseits hätten sich verändert. Heute müssten Fest-Organisatoren zum Beispiel seitenlange behördliche Auflagen erfüllen. Gleichzeitig war es immer schwerer Ehrenamtliche für die Mitarbeit finden.

Einzig die JM Tutzing kann sich entgegen dem Trend über Zulauf freuen. Der Ortsverein hat derzeit 180 Mitglieder. Hubert Hupfauf schob auch bei dieser Wiederbelebung mit an. Kaiser als Herrschinger will sich ebenfalls in Tutzing weiter engagieren. Nach einem Jahr Sperrfrist wird die Liquidation des Gesamtverbandes wirksam. Bis dahin will er mit Florian Leindecker aus der Geschäftsstelle die Neugründungen der Ortsvereine unterstützen.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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