Tutzing:Sturm am Beringerweg

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Unterbrach die Sitzung am Dienstag, damit sich die Gemüter wieder beruhigen: Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gemeinderat Tutzing fegt Hausbaupläne vom Tisch

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein massives Bauvorhaben am Beringerweg mit 19 Wohnungen in zwei vierstöckigen Häusern samt Tiefgarage entwickelt sich zum Dauerbrenner im Gemeinderat. Die Debatte um Für und Wider geriet am Dienstagabend so hitzig, dass Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) fünf Minuten die Sitzung unterbrach, damit sich die Gemüter wieder beruhigten. Die Mehrheit lehnte den Bauantrag schließlich in der vorgelegten Form ab. Krug soll erneut mit dem Bauwerber, einer Projektgesellschaft aus Gräfelfing, verhandeln, um ein weiteres Abspecken zu erreichen.

Die ersten Pläne waren im Oktober im Gemeinderat durchgefallen. Grundfläche und Höhe fügten sich nicht ein, hatten die Lokalpolitiker angesichts der Ausmaße argumentiert. Weil das Grundstück Beringerweg 36 in einem Gebiet ohne Bebauungsplan liegt, werden die Gebäude der Umgebung als Maßstab herangezogen. Der Antragsteller habe sich nach Verhandlungen kompromissbereit gezeigt und die Baumasse um 15 Prozent verringert, berichtete die Verwaltung. Am unteren Haus direkt an der Straße reduzierte er unter anderem die Gebäudebreite von 22,40 auf 18,50 Meter, die Geschossfläche von 2438 auf 2103 Quadratmeter und die Wohnfläche von 2075 auf 1830 Quadratmeter. Das darüber stehende Gebäude wurde jedoch in unveränderter Größe erneut im Januar-Bauausschuss vorgelegt. Diese "Salami-Taktik" hatte schon Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) erzürnt: "Zuerst macht man einen Bauvorschlag, der jeden Rahmen sprengt. Wenn sich das Entsetzen gelegt hat, wird hier und da was abgeschnipselt." Er warnte davor, neue Maßstäbe zu setzen, die ausschließlich dem Profit geschuldet seien: "Hier mache wir ein neues Tutzing auf." Zudem zeigte er sich verärgert, dass Bürgermeister Krug und die Bauverwaltung ihn als Baureferenten nicht zu den Gesprächen zugezogen hätten. CSU-Räte argumentierten dagegen, dass die Gebäude sich direkt neben denen der Wohnungsgenossenschaft und schon nahe am Ortszentrum durchaus einfügten (Thomas Parstorfer) und Wohnungen in Tutzing ja "ausgesprochene Mangelware" (Peter Stich) seien. Der Bauausschuss hatte am Ende mit 5:5 Stimmen denkbar knapp dem Gemeinderat zur Ablehnung geraten.

Im Plenum stellte Krug am Dienstag klar, dass die Gemeinde an dieser Stelle keinen großen Spielraum habe, es nicht um architektonische Geschmacksfragen gehe und das Landratsamt das Einvernehmen ersetzen könne. Die Grünen Christine Nimbach und Bernd Pfitzner befürchten hingegen einen Präzedenzfall für noch locker bebaute Grundstücke in der Nachbarschaft, wenn man eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 0,84 zulasse. Zudem halten sie die Ausfahrt in die Lindemannstraße für gefährlich. Auch Marchner redete sich in Rage, sprach von "monströs" und "einem Kompromiss, den die Tutzinger ausbaden müssen", und reagierte harsch - "Es gibt hier keine Redezeitbeschränkung" - , als Krug seinem Vortrag etwas entgegnen wollte. Der Rathauschef verfügte eine Pause. Mit 5:11 Stimmen wurde der Bauantrag erneut hinweggefegt. Krug soll darauf hinwirken, dass zumindest der hintere Bau tiefer in die Erde kommt.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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