Tutzing:Streit um Gehsteig geht weiter

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Hat zwei Dienstaufsichtsbeschwerden gegen den Tutzinger Bürgermeister Rudolf Krug und die Gemeinde beim Landratsamt eingereicht: Stefan Wanner. (Foto: Franz X. Fuchs)

Wanner legt Beschwerde gegen Bürgermeister Krug ein

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das Gezerre zwischen Tutzings Ex-Bürgermeister Stefan Wanner und der Gemeinde um 65 Quadratmeter Gehweg vor Wanners Haustür an der Oskar-Schlüter-Straße 1 geht weiter. Ein Angebot von Amtsinhaber Rudolf Krug, von einem unabhängigen Gutachterausschuss des Landkreises einen Kaufpreis für den Streifen schätzen zu lassen, schlug Rechtsanwalt Wanner aus. Im Namen seiner Mandantin, sprich seiner Frau Beatrice Rösch-Wanner, wie er betont. Denn ihr gehöre das Haus. Wanner konterte die Offerte aus dem Rathaus mit einem 15-Punkte-Fragekatalog. Darin verlangt er Aufklärung über die Grundstücksverhandlungen, die seit 1964 währen. Für Bürgermeister Krug "juristische Spiegelfechterei" und "reines Zeitschinden". Was vor 20 Jahren gesprochen worden sei, habe nichts mit dem aktuellen Angebot zu tun.

Krug ließ jetzt eine Frist bis 4. März setzen, die Angelegenheit "zum allseitigen Wohl zu lösen". Dann schließt er auch ein Enteignungsverfahren nicht aus. Eine Androhung, die Wanner umgehend mit einer Aufsichtsbeschwerde gegen die Gemeinde Tutzing und einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den 1. Bürgermeister beim Landratsamt beantwortet hat. "Ob es der Gemeinde und dem Bürgermeister nun passt oder nicht, schriftlich vorzutragen ist unerheblich. Die Zeiten von willkürlichen Enteignungen, wie sie in der ehemaligen DDR hunderttausendfach erfolgten, gehören zum Glück der Vergangenheit an", lässt Wanner die Behörde wissen.

Der streitlustige Rechtsanwalt hatte im September 2015 den Bürgersteig, den er als Privatgrund betrachtet, mit einem Bauzaun verbarrikadiert und ein "Betretungsverbot" verhängt - just zum Schulanfang. Passanten, auch Kinder auf dem Schulweg, müssen auf die Fahrbahn ausweichen oder die Straße queren. Zuvor hatte Wanner ein Kaufangebot der Gemeinde über 2600 Euro zurückgewiesen. Auch jetzt zeigt er sich eisern: "In jedem Fall verbleibt es bei der Sperrung des streitbefangenen Grundbesitzes für die Gemeinde Tutzing und die Öffentlichkeit", lässt er das Rathaus in schönstem Juristendeutsch wissen. Dass Tutzinger über die Gehsteig-Posse inzwischen den Kopf schütteln, ficht ihn nicht an. "Das Wort Posse kommentiere ich nicht", sagt er der SZ. Und zementiert die Position der Eheleute: "Wir bewegen uns um keinen Zentimeter." Wanners jüngster Vorwurf: Der Bürgermeister habe öffentlich gesagt, "meine Frau habe ihm da ein Ei gelegt". Offenbar brütet Wanner immer noch über der verlorenen Bürgermeisterwahl.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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