Tutzing:Sorge um Langen Weiher

Lesezeit: 2 min

Teich bei Gut Deixlfurt liegt seit bald einem Jahr brach

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Wellen schlagen hoch im Tutzinger Rathaus, wenn die Sprache auf den Langen Weiher kommt. Der Teich zwischen Tutzing und Traubing bei Gut Deixlfurt liegt seit bald einem Jahr brach. Wegen eines Lecks war er vergangenen August geleert worden. Der Kreisfischereiverein Starnberg hat damals in einer groß angelegten Aktion 50 Zentner Fische gerettet und in dem vom Anglerverein Pfaffenwinkel gepachteten Deixlfurter See ausgesetzt. Jetzt droht der Lange Weiher komplett auszutrocknen. "Das kartierte Biotop dürfte bald ruiniert sein", fürchtet die Dritte Bürgermeisterin Marlene Greinwald.

Als Schuldigen machte Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) im Tutzinger Umweltausschuss das Staatliche Wasserwirtschaftsamt Weilheim aus. Seit November sei man an der Sache dran. Seit Wochen, ereiferte sich der Rathauschef, sei die Behörde nicht in der Lage, für die wasserrechtliche Genehmigung Wassermengen zu berechnen, lege für den Hochwasserschutz überzogene Maßstäbe an wie die HQ5000 - ein Messwert für Hochwasser wie es rein rechnerisch nur alle 5000 Jahre vorkomme - und versteife sich auf eine Blockadehaltung. Die Gemeinde habe Pläne eingereicht und ein benötigtes Standfestigkeitsgutachten abgegeben, das "völlig in Ordnung" gewesen sei.

Man beabsichtige ja nur, so Krug, zwei 100 Jahre alte Rohre auszutauschen und den lecken Damm zu reparieren, alles in allem eine Sache von 200 000 bis 400 000 Euro. "Und wir wollen vor allem die Seenverbindung wieder herstellen", sagt er mit Blick auf die Deixlfurter Seenplatte.

Die Krux besteht offenbar darin, dass das Wasserwirtschaftsamt die Arbeiten am Damm des Langen Weihers nicht als Reparatur ansieht wie die Gemeinde, sondern als Neubau mit Hochwasserschutzfunktion . "Das ist eine komplexe Geschichte", sagt Walter Schramm, zuständig für den Landkreis Starnberg, auf Nachfrage. Im Amt habe man in die Sache schon "viel Gedankenschweiß reingesteckt". Seit zwei, drei Jahren würden Rückhaltebecken wie Fischteiche einer stärkeren Prüfung unterzogen. Die Anwendung von HQ5000 verteidigt Schramm damit, dass man schließlich keinen Bruch eines Dammes riskieren könne.

Er räumt ein, dass "aus Naturschutzsicht" der jetzige Zustands "ungünstig" sei. Deutlich wird aber auch, dass die Behörde das gesamte Vorhaben der Gemeinde für wenig sinnvoll und durchdacht hält, wenn es denn um Hochwasserschutz für Traubing gehen solle. Da kommt für Schramm nur die große Lösung in Frage, die schon mal im Gespräch war: 130 bis 180 Meter lange, fünf Meter hohe Staudämme. Weil sich aber 14 betroffene Landwirte wehrten und Tutzing die eine Million Euro dafür nicht stemmen kann, verschwanden die Pläne in der Schublade. "Wir sind da jedenfalls auch langsam gereizt, dass wir ständig den schwarzen Peter zugeschoben bekommen", macht Schramm das zerrüttete Verhältnis zwischen Wasserwirtschaftsamt und Tutzing deutlich.

Thomas von Mitschke-Collande (CSU) wollte darauf im Umweltausschuss sogar noch eins draufsetzen. Er brachte eine Anzeige gegen das Wasserwirtschaftsamt zur Diskussion. "Bei der Hitze ist Gefahr in Verzug für das Biotop", unterstrich der Gemeinderat. Krug hat bereits das Landratsamt eingeschaltet und um eine Stellungnahme gebeten. Dort äußert man sich zurückhaltend zu der festgefahrenen Angelegenheit. Aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde "liegt es sicher im Interesse, dass der Weiher möglichst schnell wieder bewässert wird, um das kartierte Biotop zu erhalten", teilt Sprecher Stefan Diebl mit. Das Landratsamt ist es aber auch, das letztlich die wasserrechtliche Genehmigung für Eingriffe am Weiher erteilt. Grundlage dafür sind die Prüfungen des Wasserwirtschaftsamtes als amtlicher Sachverständige. Man hoffe, dass Gemeinde und Behörde bald zusammenfinden, sagt Diebl.

Der Kreisfischereiverein Starnberg wendet sich an alle Beteiligten, den Langen Weiher "nicht nur als landschaftliches Kleinod zu erhalten, sondern auch für eine nachhaltige Angelfischerei". Vorsitzender Horst Prießnitz spricht von einem "Schmuckstück", das mindestens 40 der 300 Mitglieder als festes Revier diene und von ihnen intensiv gepflegt worden sei. Er verweist darauf, dass die Fischerei nicht nur als privates Interesse gilt, sondern in der bayerischen Verfassung als Kulturgut festgeschrieben sei.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: