Tutzing:Schützende Hand über die Violaburg

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Tutzings Bauausschuss lehnt Neubau auf dem Parkgelände neben der Evangelischen Akademie ab

Die Violaburg ist ein klassizistisches Kleinod in Tutzing. Der denkmalgeschützte Pavillon, der auf das Jahr 1803 zurückgeht, gehörte ehemals zum Schloss. Heute ist er samt einem weitläufigen, etwa 6000 Quadratmeter großen Parkareal in Privatbesitz. Das Filetstück direkt neben der Evangelischen Akademie erweckte immer wieder Begehrlichkeiten. Sogar Fußballer Sebastian Schweinsteiger soll sich dafür schon interessiert haben. Aber die Gemeinde hält schützend die Hand über die Violaburg und das Areal innerhalb der alten Schlossmauer. Ist es doch als Außenbereich deklariert, obwohl es an der Monsignore-Schmid-Straße mitten im Ort liegt. Am Dienstag lehnte der Bauausschuss den Antrag auf Vorbescheid eines Bauwerbers ab. Man wolle mit neuem Baurecht keinen Präzedenzfall für die Umgebung schaffen, begründete Heinrich Reiter (Freie Wähler Tutzing) die Absage. Im Frühjahr hatten Räte das Grundstück besichtigt, Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) hatte mit dem Landratsamt Rücksprache gehalten. Demnach genieße der Anbau wohl Bestandsschutz. Der jetzige Eigentümer, ein Bielefelder Anwalt, würde gern den Anbau, der erst 1947 an den Pavillon angefügt wurde, abreißen lassen und einen größeren Wohnbau errichten. Er ließ über einen Tutzinger Architekten zwei Varianten vorlegen - entweder nach Westen abgerückt vom Pavillon, was diesen mehr freistellen würde oder nahe dem Denkmal, das über ein transparentes Element verbunden werden soll. Mit der Freistellung des Pavillons, so hieß es, "bestünde zudem die Möglichkeit, das Werk und Schaffen des Malers Anton Leidl an seinem ursprünglichen Entstehungsort zu beherbergen und bewahren, zumal sich wesentliche Teile des Gesamtwerkes nach wie vor in Besitz der Eigentümerfamilie befinden".

Der Maler, der von 1900 bis 1976 lebte, hatte Aufnahme im Schloss gefunden, nachdem er in München ausgebombt worden war. Ab 1944 agierte er sogar als "Schlossvogt". Neben dem Pavillon errichtete er sich ein kleines Atelier. In seinen Erinnerungen "Mein Münchner Malerleben" schildert er, wie er sich durch den Abbruch eines Bootshauses Material organisierte, um "eine Art Amalienburg" zu errichten. Als die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern 1949 nur das Tutzinger Schloss erwarb und kein Interesse an Pavillon und Park zeigte, kaufte Leidl das Grundstück. Ein Fehler, wie die Kirche später feststellte. Vor einigen Jahren beauftragte sie einen Projektentwickler mit Verhandlungen. Die Kaufsumme sei allerdings utopisch gewesen, heißt es im Referat Liegenschaften der Landeskirche.

© SZ vom 22.10.2015 / manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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