Tutzing:Rettung für die Gaststätte mit Tradition

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Demonstration für den Erhalt des "Andechser Hofs". (Foto: Georgine Treybal)

Der "Andechser Hof", der seit vielen Jahren leer steht, wechselt den Besitzer. Der frühere Eigentümer, das Kloster Andechs, hat sich mit einem Investor einigen können. Dieser erhält auf dem Areal zusätzliches Baurecht

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Chancen stehen gut, dass in den seit mehr als vier Jahren verwaisten "Andechser Hof" wieder Leben kommt. Die älteste Gaststätte Tutzings aus dem Jahr 1865 soll samt Bürgersaal, Fremdenzimmer und Biergarten wieder eröffnet werden. Das Kloster Andechs übereignet das Areal dazu in enger Abstimmung mit der Gemeinde einem Investor. Damit sich die Sanierung des alten Gasthofs mit mehreren Millionen Euro für den Geschäftsmann rechnet, bekommt er ein maßvolles Baurecht für Wohnbebauung eingeräumt. Dieses Ergebnis mehrmonatiger Verhandlungen präsentierten Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) und der kaufmännische Leiter des Klosters, Christian Rieger, am Dienstag dem Gemeinderat. Alle zeigten sich sehr angetan von dieser Lösung. Am Ende gab's sogar Applaus und es war die Rede von einem "Orden für den Bürgermeister" (Thomas Parstorfer) und einer Dank-Wallfahrt auf den Heiligen Berg (Marlene Greinwald), wenn die langwierige Geschichte zu einem guten Ende komme. Das Kloster hatte sich lange außerstande gesehen, die notwendige Sanierung zu stemmen. Sie war auf etwa sechs Millionen Euro veranschlagt worden. Die Suche nach einem Investor gestaltete sich schwierig. Aber jetzt stehe man in engen Verhandlungen "mit unserem Wunschpartner", wie Krug versicherte. Namen wurden nicht genannt, denn noch ist kein Kaufvertrag unterzeichnet. Zu erfahren war allerdings, dass es sich um einen Unternehmer aus dem Landkreis handelt, der Erfahrung mit Altbauten hat. Die Gemeinde sieht im bisherigen Ergebnis ihre Zielvorgaben gewahrt: Erhalt des ortsprägenden Gebäudes an der Hauptstraße, der Gastronomie, des Bürgersaals mit 300 Plätzen und von Fremdenzimmern.

Um das zu bewerkstelligen, verzichte das Kloster auf "Gewinnmaximierung" beim Verkauf des 2850 Quadratmeter großen Grundstücks, hob Rieger hervor. Einher gehe eine Kooperation mit dem Käufer, was die Gaststätte anbelange. "Wir wollen mitplanen, damit da wieder ein Andechser Gefühl reinkommt", kündigte Rieger an. Gemeinsam werde man einen Pächter suchen, der Name solle erhalten bleiben und als Außenstelle mit Fremdenzimmern werde das Kloster den Gasthof für Veranstaltungen nutzen.

Auch zu diesem Zweck ist eine Tiefgarage mit 23 Plätzen vorgesehen. Oberirdische Parkplätze sind nach vorläufigen Plänen am westlichen Rand des Biergartens situiert. Der Biergarten soll weitgehend erhalten bleiben und einen Verkaufsstand zur Selbstbedienung bekommen. "Mit der Pacht allein ist das nicht zu refinanzieren. Daher ist Wohnbebauung ein Teil des Deals", erklärte Krug. Die Pläne sehen vor, dass der hintere Teil des Gasthofs, der ehemalige Pferdestall, abgerissen wird. In L-Form könnten dann zwei Zeilen mit insgesamt sieben Reihenhäusern entstehen. In Höhe und Stil sollen sie sich dem alten Gasthof anpassen und teils verkauft, teils kostengünstig vermietet werden.

Dass endlich "Bewegung in die Sache kommt", begrüßte nicht nur Planungsreferent Wolfgang Marchner. Das sei vor allem "gut für das soziale Leben am Ort", hob Stefanie von Winning (CSU) hervor. Denn für Bürgerversammlungen ist man derzeit auf das Roncallihaus angewiesen. Fraktionskollege Thomas Parstofer erinnerte an das jahrelange Hinarbeiten ans Kloster bis hin zu Bittbriefen: "Das Schweigen vom Kloster war brutal. Man hat mit dem Schlimmsten gerechnet." Etwa einer dauerhaften Brache. Dass Krug jetzt eine allseits zufriedenstellende Lösung präsentieren könne, verdiene "Respekt". Bis zur Wiedereröffnung des Andechser Hofs dürften allerdings mindestens zwei Jahre vergehen. Denn erst müssen Gemeinde und Landratsamt die planerischen Voraussetzungen schaffen. Sobald sie vorlägen und der Investor eine gewisse Sicherheit für die Bauvorhaben habe, werde man zum Notar gehen, so Rieger zur SZ. Das soll nach Möglichkeit heuer geschehen. Krug versprach, dass die Gemeinde "Gas geben und ihre Hausaufgaben machen" werde.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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