Tutzing:Refugium wird Intensivpflege-Station

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Die Münchner Firma Fero-Medik soll den Beringerpark in Tutzing nach dem Aus als Hospiz weiterführen

Von Sylvia Böhm-Haimer, Tutzing

Erst kam das Aus, jetzt geht es doch weiter: In dem Refugium am Beringerweg in Tutzing, das als Hospiz gescheitert ist, soll eine ambulante betreute Wohngemeinschaft für die Intensivpflege von Schwerstkranken entstehen. Die Einrichtung wird von der Fero-Medik Intensivpflegedienst GmbH mit Sitz in München betrieben. Wie die fünf Gesellschafter der gemeinnützigen Gesellschaft für Hospiz- und Palliativ-Wirken erklärten, gibt es seit 1. Juni einen Mietvertrag mit dem Münchner Unternehmen.

Im Beringerpark hatte zunächst eine ambulante Pflegeeinrichtung für schwerstkranke Menschen entstehen sollen. Später gingen die Planungen in Richtung Hospiz. Doch nur wenige Monate nach der Einweihung im Juni 2015 musste die Einrichtung schon wieder dicht machen. Denn der Verband der Ersatzkassen in Bayern sah keinen Bedarf für ein weiteres Hospiz in der Region und lehnte es ab, den Tutzingern einen Versorgungsauftrag zu erteilen.

Fero-Medik hat sich auf die 24-Stunden-Betreuung von schwerstkranken Patienten in ambulanten Wohngemeinschaften spezialisiert. Dafür stehen hochqualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung. Das Unternehmen ist seit 13 Jahren etabliert und betreibt derzeit vier ambulante Wohngruppen für Intensivpflege in München und den Nachbarlandkreisen. Tutzing ist die fünfte Einrichtung und passt nach Angaben von Fero-Medik-Geschäftsführerin Snezana Comic sehr gut in das Konzept des Betriebs, der beispielsweise Unfallopfer mit schwersten Verletzungen und Beatmungs- oder Wachkomapatienten betreut. In der schönen Umgebung im Beringerpark könne man den Patienten nicht nur gute Pflege, sondern auch Lebensqualität bieten, sagte Comic. Ihrer Erfahrung nach reagieren auch Schwerstkranke auf ihre Umgebung.

In dem Neubau des Refugiums sind 12 Pflegeplätze geplant, die auf zwei Wohngruppen aufgeteilt werden. Sie sollen am 1. Juli eröffnet werden. So lange dauern die Vorbereitungen, denn es müssten strengste Hygienevorschriften erfüllt werden, so Comic. "Ich freue mich schon sehr, dass ich in Tutzing starten darf", sagte sie.

Die fünf verbliebenen Gesellschafter der gGmbH für Hospiz- und Palliativ-Wirken zeigten sich erleichtert. "Es war eine lange Gratwanderung", sagte Mitbegründer und Gesellschafter Walter Eberl. Die Übergangsphase sei geprägt gewesen von hohem ehrenamtlichen Engagement. Nach Angaben des Bernrieder Altbürgermeisters, der auch das Hospiz in Polling mitgegründet hat, hatten die verbliebenen Gesellschafter auch privates Vermögen zur Überbrückung eingesetzt. Vor dem Hintergrund, dass eine Einrichtung dieser Art kein Wirtschaftsbetrieb ist, sagte Eberl: "Da gibt es nichts mehr zurück."

Wichtig ist den Gesellschaftern, das die geplante Einrichtung für Intensivpflege ihrer ursprünglichen Idee nahe komme. Die Räume in dem Neubau können eins zu eins für die neue Nutzung übernommen werden, eine Umnutzung ist laut der Kreisbaubehörde nicht notwendig.

"Wir sind mit dieser Nutzung sehr glücklich", sagte Gesellschafter Professor Gernot Klein. Nach seinen Angaben bleiben die fünf Gesellschafter weiterhin Eigentümer der Immobilie am Beringerweg, die ohne öffentliche Gelder finanziert worden ist. Durch die Mieteinnahmen sei die Finanzierung gesichert. In der gGmbH werden laut Klein keine Gewinne erwirtschaftet. Wie Gesellschafter Egon Gniwotta betonte, haben die Spender nun die Beruhigung, "dass es mit dem Projekt weitergeht".

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© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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