Tutzing:Referent tritt zurück

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Tutzinger Gemeinderat wird Interessenkollision vorgehalten

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Georg Schuster hat sein Amt als Liegenschaftsreferent von Tutzing niedergelegt. Den Rücktritt verkündete er - auch für seine Ratskollegen überraschend - in der Sitzung am Dienstag unter dem Punkt "Verschiedenes". Der parteilose Gemeinderat, der seit 2014 die ÖDP im Gremium vertritt, sagte, Bürgermeisterin Marlene Greinwald habe ihn "gebeten", zurückzutreten. "Das mache ich." Die schwächte ab. Weil er als Liegenschaftsreferent viel mit Gaststätten zu tun habe, habe sie ihn vor einer Woche gebeten, sich das zu überlegen. Man nehme nun den Schritt zur Kenntnis. Gründe wurden nicht genannt.

Bekannt ist, dass Schuster und seine Frau Kornelia im Juni die Gaststätte "Andechser Hof" in Tutzings Ortsmitte gekauft haben. Über das Privatgeschäft mit dem Kloster Andechs war man im Gemeinderat äußerst verschnupft. Hatte doch Greinwald im Frühjahr dem kaufmännischen Leiter des Klosters, Christian Rieger, bedeutet, dass die Gemeinde selbst den Gasthof kaufen wolle. In Klausurtagungen und nichtöffentlichen Sitzungen wurde das Thema dem Vernehmen nach immer wieder ausführlich erörtert. Dieses Insiderwissen habe sich Schuster zunutze gemacht, lauten die Vorwürfe aus dem Gemeinderat. Er habe sich den Gasthof zu einem "Schnäppchenpreis" unter den Nagel gerissen. An einen derart dreisten Vorfall könne er sich in Tutzing nicht erinnern, äußerte auf Nachfrage ein langjähriger Gemeinderat. Es habe deshalb Forderungen gegeben, dass Schuster als Gemeinderat zurücktreten solle, jedoch zumindest als Liegenschaftsreferent. Das Amt beinhaltet in der Seegemeinde nicht nur ein Augenmerk auf freie Grundstücke und deren Verwertung zu haben, sondern auch auf die Gaststätten in kommunalem Eigentum wie dem Midgardhaus, den Buttlerhof in Traubing und das Sportlerstüberl.

Schuster selbst sieht "keine Interessenkollision mit dem Kauf des Andechser Hofs", wie er der SZ sagte. Er sei "fast täglich in Gesprächen mit der Gemeinde", was sich nun nach jahrelangem Hin und Her mit dem heruntergekommenen Lokal machen ließe. Leicht dürften die Verhandlungen nach dem Vertrauensbruch wohl nicht werden. Schuster will nach eigenen Worten wieder Gastronomie reinbringen, aber auch Gewerbe. Eine wirtschaftliche Nutzung des Saals, für den sich viele Tutzinger eingesetzt haben, stellt Schuster aber in Frage. Er will noch heuer einen Vorbescheid einreichen.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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