Öffentlicher Nahverkehr:Radanhänger am Bierbus

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Die Linie 958 von Tutzing nach Andechs erhält im Dezember einen neuen Service: Radlfahrer, die bequem zum Klosterberg wollen, können ihr Vehikel verladen lassen. In Tutzing sollen die Linien attraktiver werden

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Das öffentliche Bussystem soll in Tutzing jetzt noch mehr Fahrt aufnehmen. Der neue Fahrplan, der ab 13. Dezember gilt, bringt bereits ein verbessertes Angebot auf der "Bierlinie". Die Buslinie 958 verkehrt dann zwischen Tutzing und Andechs auch am Wochenende im Ein-Stundentakt. In Andechs können Fahrgäste direkt in den 951er nach Herrsching umsteigen. Die "Bierlinie" gehört schon jetzt zu den best frequentiertesten im Landkreis. Susanne Münster, Verkehrsmanagerin des Landkreises, kündigte in der jüngsten Gemeinderatssitzung aber noch weitere Schritte auf dem Weg zu einem attraktiven Öffentlichen Nahverkehr in Tutzing und Umgebung an. So wird die "Bierlinie" nächstes Jahr probeweise mit einem Fahrradanhänger unterwegs sein - ein Novum im Landkreis. Von 23. März bis 30. Oktober kann man dann einfach am Tutzinger Bahnhof sein Radl aufladen und mitnehmen. Das Angebot kann man nutzen, wenn man für das Rad eine DB Tageskarte für fünf Euro gelöst hat oder eine Fahrradtageskarte für das MVV-Gesamtnetz im Wert von 2,60. Den Landkreis kostet dieser Service gar nichts. Denn die Omnibusgesellschaft Regionalverkehr Oberbayern (RVO) bietet das erste Jahr kostenfrei an.

Der Bus ist die beliebteste Linie im Landkreis. (Foto: Franz X. Fuchs)

Frühestens 2017 könnte ein Bus das Ortszentrum von Tutzing mit Ortsteilen und später stufenweise eventuell sogar mit den Nachbargemeinden Feldafing und Bernried verbinden. Münster stellte unverbindlich mehrere Varianten vor. Am schnellsten und einfachsten sei eine Route hinauf zur Siedlung Am Bareisl im Stundentakt zu realisieren: vom Bahnhof über Kirchenstraße, Traubingerstraße und Zugspitzstraße bis zur Heimgartenstraße und zurück. Später sei eine Erweiterung über Garatshausen nach Feldafing denkbar, wenn die Nachbargemeinde mitmache. Das hätte den Vorteil, dass sich dann auch der Landkreis an den Kosten beteiligen könne, so Münster. Weitere Äste wären denkbar nach Kampberg, Diemendorf und Monatshausen

Künftig mit Radlanhänger: Der Bus 958 von Tutzing nach Andechs. (Foto: MVV)

Ergänzend zum Bus schlug sie einen öffentlichen Fahrradverleih mit fünf bis 15 Rädern vor. Stationen könnten neben dem Bahnhof an den Akademien und den Krankenhäusern sein. "Das Potenzial dafür ist da in Tutzing", versicherte Münster. In Krailling, Planegg und Gilching funktioniere das System schon höchst erfolgreich.

Alle Fraktionen im Tutzinger Gemeinderat äußerten sich lobend zu den Plänen. Thomas von Mitschke-Collande sprach gar von einer Sitzung, "die das Potenzial hat zu einer historischen". Denn man habe den Startschuss für den ÖPNV am Ort erlebt. Bei der CSU wurde lediglich bemängelt, dass man von den Gesprächen der Verwaltung mit dem Landratsamt so gar nichts mitbekommen habe. Sonst hätte man sich den eigenen Antrag für einen Ortsbus gespart. Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) konterte, dass er seinerseits nur aus der Zeitung vom CSU-Vorstoß erfahren habe. Allgemeiner Tenor: Bessere Kommunikation zwischen Gemeinderäten und Rathaus tut Not.

Für eine Ortsbuslinie - tariflich integriert in den RVO - wird die Verkehrsmanagerin jetzt Fahrpläne und Kosten erstellen. Stimme der Gemeinderat spätestens Ende April 2016 dem Konzept zu, könnte dieser Bus möglicherweise schon 2017 starten, so die Prognose der erfahrenen Verkehrsmanagerin. Für die weitergehenden Varianten kündigte Rathauschef Krug Gespräche mit seinen Kollegen in Feldafing und Bernried an. Mit dem Umbau des Konversionsgelände gäbe es in Feldafing zusätzliches Fahrgastpotenzial. Bernried brächte mit dem Buchheim Museum und der Klinik Höhenried wichtige Ziele mit. Zudem, so Christine Nimbach (Grüne), könnte ein Bus die Straßen am Tutzinger Bahnhof von parkenden Pendlern entlasten.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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