Schulsanierung:Moderne Zeiten

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Die Tutzinger Grund- und Mittelschule ist in einem schlechten Zustand. Seit 20 Jahren wird darüber lamentiert. Nun endlich soll das 40 Jahre alte Gebäude erweitert und modernisiert werden

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Gleich in ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr haben sich die Tutzinger Gemeinderäte zu einer wegweisenden Entscheidung durchgerungen: Sie beschlossen die Erweiterung der Grund- und Mittelschule Tutzing. Ein Meilenstein. Vorgesehen ist, die Terrassen des Schulbaus aus den 1960er Jahren aufzustocken, den aufgefüllten Baukörper dann mit einem Pultdach zu versehen und die Fassade aufzulockern. Damit ist nach 20 Jahren Diskussion der Weg frei für die dringend notwendige Modernisierung der Schule, die Lehrer, Schüler und Eltern herbeisehnen. Gibt das Landratsamt dem Bauantrag sein Plazet, soll der Umbau in diesen Sommerferien losgehen. Das 6,7 Millionen Euro teure Vorhaben muss die finanziell klamme Gemeinde allerdings auf sechs Jahre strecken.

Bereits im Mai 2015 hatte der Gemeinderat sich mehrheitlich gegen einen Neubau und für eine grundlegende Sanierung der vorhandenen Schulgebäude entschieden. Die vorgelegten Architektur-Pläne waren damals aber auf Ablehnung gestoßen. Zudem war im September angeregt worden, eine Verlagerung der Bibliothek vom Rathaus ins Schulgebäude und eine Tiefgarage zu berücksichtigen. Ortsplaner Florian Burgstaller stellte nun mehrere Gebäude- und Dachvarianten vor. Mit Simulationen verdeutlichte er zudem, wie sich die einzelnen Varianten optisch auf die direkt angrenzende Kirche St. Joseph auswirken. "Der Blick auf die Kirche wird auf jeden Fall eingeschränkt, bei einem Pultdach weniger als bei einem Satteldach", so das Fazit des Ortsplaners zum künftigen Ortsbild. Genau damit hatten vor allem Renate Geiger (SPD) und mehrere CSU-Räte Probleme. Geiger zeigte sich entsetzt, "ein Kulturdenkmal und Postkartenmotiv so zuzubauen". Das werde kein Tutzinger verzeihen. Ernst Lindl verwies darauf, dass man von privaten Bauherren eine ansprechende Architektur erwarte. Die sei jetzt offenbar bei einem großen Gebäude der Gemeinde zweitrangig. Kulturreferentin Brigitte Grande (CSU) verdeutlichte ihren Zwiespalt mit dem Vergleich aus der Odyssee, sie fühle sich "wie zwischen Scylla und Charybdis". Einerseits wolle sie das Schulleben schöner machen, das mache andererseits "Tutzing nicht schöner an einem entscheidenden Punkt". Toni Aigner (Freie Wähler Tutzing) erinnerte hingegen daran, dass der Neubau vor 40 Jahren auch umstritten gewesen sei.

Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) und Schulreferentin Marlene Greinwald (Freie Wähler) warben eindringlich für eine Entscheidung. Andernfalls würde sich die Schulsanierung noch einmal um ein Jahr verzögern. Dem erneuten Vorstoß der Grünen für einen Neubau erteilte Krug eine klare Absage. Mit 13 bis 15 Millionen Euro käme der ungleich teurer; zudem dauere der Genehmigungsprozess zu lange.

Ausführlich diskutierte das Gremium in zweistündiger Debatte die Varianten. Eindeutig fiel die Entscheidung gegen ein Flachdach. "Da sind wir ein gebranntes Kind", spielte Stefan Feldhütter (Freie Wähler) auf das Turnhallendebakel an. Ein Satteldach erschien nicht nur Peter Stich (CSU) "als zu jodlerisch". Es würde die Baukosten zudem um etwa 55 000 Euro verteuern. Die Mehrheit sprach sich schließlich für ein Pultdach aus. An der Fassade sollen die Balkone entfernt und Einzelfenster eingebaut werden. Auf die 300 Quadratmeter große Bibliothek in einem Anbau wird vorerst verzichtet. Erneut verschob der Gemeinderat die Entscheidung, welche neue Heizung die marode Anlage in der Schule ersetzen soll - eine konventionelle mit fossilen Brennstoffen oder eine Biogasanlage mit heimischen Hackschnitzel, die Bürgermeister Krug favorisiert. Der Punkt habe aber jetzt erst einmal keinen Einfluss auf den Bauantrag, so Krug. Den will er schon in den nächsten Tagen mit Kreisbaumeister Christian Kühnel besprechen.

Rektorin Barbara Pompe zeigte sich erleichtert, "dass nun endlich was passiert". Es gehe dabei überhaupt nicht um Luxus, betonte sie auf SZ-Nachfrage, "wir wollen nur normale Verhältnisse". Es gehe schlicht nicht, die 45 Lehrer und 450 Kinder in den derzeitigen Zuständen arbeiten zu lassen: Zugige Fenster, eindringender Regen und Schnee, heruntergekommene Toiletten, ein einziges Waschbecken, in dem Mitarbeiter die Behälter für das Mittagessen von 85 Kindern säubern müssen, Fachräume zweckentfremdet als Klassenzimmer und ein extrem enges Lehrerzimmer. Der Raumbedarf sei auch gestiegen, weil die Schule Übergangsklassen für ausländische Kinder eingerichtet habe, Vorbereitungsklassen für Schüler, die dann in zwei Jahren zum Mittleren Schulabschluss kommen sowie ein Ganztagesangebot. Seit kurzem ist die Tutzinger Einrichtung auch Inklusionsschule.

Die Schulleiterin rechnet nun mit mindestens drei weiteren Räumen, einem Raum für das Inklusionsteam, um mit Kindern einzeln zu arbeiten, Räumen für die Religionsgruppen und einem vergrößerten Schulbüro, damit die zweite Sekretärin nicht nur dann kommen kann, wenn die Konrektorin gerade Unterricht hat und deren Schreibtisch frei ist. Zudem werde dringend eine Mensa benötigt, so Pompe. Die Kinder müssten derzeit in Schichten essen, teilweise in Klassenzimmern. Vor der langen Bauzeit mit Dreck, Lärm und Provisorien grause es ihr zwar etwas, sagt die Schulleiterin, die seit 2009 in Tutzing ist. "Aber das stecken wir gern weg", versichert sie.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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