Gymnasium Tutzing:In der Küche geht es heiß her

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Die AG "Küche und Kultur" zaubert mit Lehrerin Margit Kleber in kurzer Zeit ein gesundes Mittagessen. Hier entsteht gerade ein Joghurt-Gurken-Dip. (Foto: Arlet Ulfers)

Am Gymnasium Tutzing lernen Schüler beim gemeinsamen Kochen und mit Catering für Kulturveranstaltungen einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. "Küche und Kultur" ist ein Unternehmen mit vielen Aufträgen

Von Isabella Bauer, Tutzing

Die Kultusministerkonferenz hat ein eigenes Schulfach "Ernährung" abgelehnt. Die Reaktion auf den Vorstoß des Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) wurde unter anderem damit begründet, dass ein derartiges Unterrichtsfach den Schulbetrieb überfrachte. Das Landratsamt Starnberg kämpft dennoch für mehr Lebensmittel-Bewusstsein an den Bildungsstätten im Landkreis: Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt hofft, gesunde Ernährung in Zukunft in den Lehrplan der Schulen im Fünfseenland integrieren zu können. "Wir bieten Workshops und Klimafrühstücke unter Leitung einer Ernährungswissenschaftlerin an", erklärt Anderer-Hirt. Doch die Resonanz ist bisher schleppend. Es geht aber auch anders: Vorreiter auf dem Gebiet ist das Gymnasium Tutzing. Seit acht Jahren beweist die Schule am Westufer des Starnberger Sees, dass "Ernährung" durchaus in den Lehrplan integriert werden kann. Die Schützlinge bekommen somit nicht nur Futter für den Kopf, sondern auch für den Bauch.

Zweimal die Woche nutzen Schüler der fünften bis zehnten Klassen ihre Mittagspause zum gemeinsamen Kochen und Essen. Lehrerin Margit Kleber organisiert die AG "Küche und Kultur", die nicht nur ein warmes Mittagessen bereitstellt. Kleber schafft außerdem ein Bewusstsein für gesunde, nachhaltige und qualitativ hochwertige Lebensmittel in umweltschonender Verpackung. Seit 2002 unterrichtet die Deutsch- und Französischlehrerin am Gymnasium Tutzing, seit 2007 bietet sie zudem ihre Koch-AG an.

Neben der AG nutzen ältere Schüler aus Klebers Proseminar "Kulturmanagement - Küche und Kultur" den Raum. Die Mitglieder des Seminars verbinden kulturelle Organisationsarbeit für die Schule oder die Gemeinde mit einem Catering aus nachhaltigen Lebensmitteln. Die Häppchen des Seminars wurden zum Beispiel zur Tutzinger Kulturnacht 2015 gereicht. Seit dem vergangenen Jahr ist "Küche und Kultur am Gymnasium Tutzing" offiziell ein Schülerunternehmen. Aufträge gibt's genug, das Landratsamt Starnberg etwa hat ein Catering anlässlich der Energiepreis-Verleihung im Januar angefragt. Und die Gewinne werden reinvestiert - man kann schließlich nie genug Küchengeräte haben.

Vor acht Jahren waren zwei tragbare Herdplatten Klebers Ausrüstung zum Start. Mobiliar, Küchengeräte und Geschirr aus Haushaltsauflösungen oder von Flohmärkten kamen nach und nach dazu. Spenden vom Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder dem Förderverein des Gymnasiums ermöglichten weitere Anschaffungen, zum Beispiel eine Spüle und zwei Herde. Inzwischen ist die Schulküche sehr gut ausgestattet. Zur Vervollständigung der Einrichtung wurde ein Tisch für bis zu 20 Personen - ehemals Möbelstück im Lehrerzimmer - vom Schulspeicher geholt und als Esstisch reaktiviert.

Wenn in der AG gekocht wird, geht es heiß her: Drei Schülerteams schnibbeln, rühren und braten. Die Zutaten kauft die Lehrerin zuvor, Fleisch kommt vom hiesigen Metzger, die Kräuter sind direkt aus dem Schulgarten. Innerhalb von 20 Minuten sind Gemüse-Pommes aus Karotten, Kürbis und Kartoffeln gezaubert. Dazu gibt es einen Joghurt-Dip und Fleischpflanzerl. Die Nachspeise ist eine Eigenkreation aus selbst gemachtem Apfelmus, Sahne und Amarettini. Schon der Anblick lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen - und wie das duftet. Müll wird sorgsam getrennt. Nur wenige Zutaten waren überhaupt in Plastik verpackt, der Abfallbeutel ist nur zu einem Drittel gefüllt. "Ich kaufe anders ein, seit ich in der AG bin. Jetzt weiß ich, was eine sinnvolle Verpackung ist," bestätigt Gianna Catana, die schon seit mehreren Klassenstufen mitkocht.

Pädagogin Kleber behandelt mit ihrer AG zu gesunder Ernährung ein wichtiges Thema. Das Landratsamt hat die Pädagogin dieses Jahr mit dem Kulturpreis geehrt.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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