Nach drei mageren Jahren:Hoffnung durch Hochwasser

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Auf der Ilkahöhe versammelten sich die 34 Berufsfischerfamilien des Starnberger Sees zum Fischerjahrtag. (Foto: Georgine Treybal)

Die Fischer am Starnberger See erwarten, dass ihre Erträge wieder ansteigen. Der hohe Pegel in diesem Sommer könnte dank des Nährstoffeintrags die Renken besser wachsen lassen

Von Armin Greune, Tutzing

"Die vergangene Saison lässt die Hoffnung aufkommen, dass die Talsohle der Fangerträge durchschritten ist": Mit diesen Worten begann Andreas Gastl-Pischetsrieder seinen Bericht. Der Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Würmsee konnte am Freitag zum Fischerjahrtag etwa 80 Kollegen und Gäste auf der Ilkahöhe begrüßen. Die Stimmung war gut, obwohl auch heuer die Netze oft leer geblieben sind und sich bis Juni darin kaum Fische einfanden. Doch im Laufe des Sommers "wurden dann einigermaßen erträgliche Stückzahlen an Renken gefangen, die jedoch nur ein Durchschnittsgewicht von gerade mal 200 Gramm erreichten", sagte Gastl-Pischetsrieder. Was freilich auch an den engeren Netzen lag: Erstmals setzte man nach Rückfrage beim Starnberger Institut für Fischerei (IFF) Maschenweiten von nur 36 Millimetern ein. Schon 2014 waren sie von 40 Millimeter auf 38 Millimeter zurückgenommen worden.

Für die Würmsee-Genossen war es das dritte magere Jahr in Folge: Seit dem Rekordjahr 2011, als 80 Tonnen Renken erbeutet wurden, ging es mit ihren Erträgen bergab. Hatten die Berufsfischer 2014 noch 40 Tonnen ihres "Brotfisches" aus dem See gezogen, waren es im Vorjahr nur mehr halb so viele. Der Grund dafür, dass die Fischer nun auf eine Wende hoffen, ist ein Zustand, der den übrigen Anliegern am Starnberger See heuer eher Sorgen bereitet hat: das Hochwasser, das von Mitte Juni bis zum 25. August anhielt. Die Fischer hoffen, dass mit den Starkregenfällen ähnlich wie 2010 mehr Stickstoff und Phosphor in den See gespült wurden, von denen das Planktonwachstum profitiert - die tierischen Mikroorganismen sind die Hauptnahrungsquelle der Renken.

Wie aber der Phosphorgehalt sich genau auf das Fischwachstum auswirkt, stelle noch "ein großes Geheimnis dar", meinte Franz Geldhauser, Fischereireferent im Landwirtschaftsministerium. Er sah den Berufsstand in Bayern "mit dem Rücken an der Wand" - die Kollegen am Bodensee seien vom Renken-Rückgang noch schlimmer als die Würmsee-Genossen betroffen. Es sei freilich "utopisch", darauf zu drängen, dass Kläranlagen wegen der Fischer künftig mehr Phosphor in die Seen lassen. IFF-Fachbereichsleiter Michael Schubert hatte auch gute Nachrichten: Immerhin seien zwei kapitale Renken mit 60 und 70 Zentimeter Länge im Starnberger See gefangen worden, diese Fische waren zehn und 16 Jahre alt. Den weitaus größten Teil in den Netzen aber machten weiterhin drei- und vierjährige Renken aus. Die jährlichen Fangerträge - 2015 lagen sie wie zuletzt in den 1960-er Jahren bei nur vier Kilogramm pro Hektar Wasserfläche - gingen "wie bei der Börse im Zyklus auf und ab", meinte Schubert.

Was die absoluten Zahlen betrifft, geben die Würmseegenossen dem Gewässer ein Vielfaches mehr an Fischen, als sie entnehmen. So wurden heuer 8,5 Millionen Renken aus eigener Brut eingesetzt - aber auch 3500 Zander und 7000 Seeforellen, die bei Fischzuchten angekauft wurden. Von beiden Edelfischarten gingen 2016 nur ganz wenige Exemplare in die Netze. Aber auch hier besteht Hoffnung: Wie Schubert berichtete, soll im kommenden Jahr ein 1,4 Meter hohes Wehr im Lüßbach abgerissen werden. Dann könnten die Seeforellen dort wieder zum Laichen aufsteigen und sich natürlich vermehren.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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