Bus mit Radanhänger:Große Zurückhaltung

Lesezeit: 2 min

Knallrot, aber meist fast leer ist der Radanhänger an der Buslinie 958 in Richtung Andechs. Der Test geht noch bis Oktober. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Radanhänger der Buslinie 958 zwischen Tutzing und Andechs wird nur selten in Anspruch genommen

Von Ute Pröttel, Tutzing

576 Fahrräder könnten mit dem Radlanhänger der Line 958 täglich zwischen Tutzing und Kloster Andechs transportiert werden. Vorausgesetzt, der Radanhänger für 18 Fahrräder wäre bei jeder Fahrt voll. Das ist aber bei weitem nicht der Fall. 45 Fahrräder zählte Busfahrer Franz Baumgartner bisher. Seit Ende März haben er und seine Kollegen den knallroten Anhänger im Schlepptau. Stündlich geht es hin und her.

17 Meter ist sein Gefährt lang und das Manövrieren durch Tutzings Bahnhofstraße benötigt ebenso viel Voraussicht, wie die kurvenreiche Fahrt über Traubing und Machtlfing nach Andechs hinauf. Insbesondere muss der Busfahrer auch die Begrenzungslichter des Anhängers mitbedenken. Sie stehen auf jeder Seite noch einmal gut fünf Zentimeter heraus. Für Radfahrer ist es also in jedem Fall sicherer im Bus zu sitzen, als von ihm überholt zu werden. "Gefährliche Situationen gibt es jeden Tag", sagt Franz Baumgartner. Doch der 67-jährige Busfahrer hat genug Erfahrung, um Bus und Anhänger unfallfrei zu manövrieren. Vor zwei Jahren wurde der Traubinger von Süddeutscher Zeitung und Münchner Verkehrsverbund (MVV) als Busfahrer des Jahres ausgezeichnet. Den Radanhänger findet er schon eine gute Sache. Dass die Fahrräder aber nur an den Endhaltestellen auf- und abgeladen werden können, ist vielleicht ein Grund, warum das Angebote bisher nur so zögerlich angenommen wird.

Trotz seiner 67 Jahre hilft Franz Baumgartner zumindest allein radelnden Frauen tatkräftig beim Aufladen. Das Rad muss nämlich erst auf den Anhänger gestellt werden und wird dann an Haken hängend transportiert. Zu zweit ist das Aufhängen schnell erledigt. Für das Rad muss dann noch eine Fahrradkarte von 2,60 Euro gelöst werden. Die ist im gesamten MVV-Netz einen Tag lang gültig. In unschlagbaren 23 Minuten erreichen Radler und Rad das Kloster Andechs. Natürlich geht es für sportliche Zeitgenossen auch genauso schnell hinunter zur S-Bahn nach Tutzing, um von dort die S-Bahn zurück nach Starnberg oder München zu nehmen. Bis Ende Oktober will der MVV den Radanhänger testen.

Wer das ausflugsfreundliche Angebot auch in Zukunft nutzen möchte, sollte sich also flugs mal auf den Weg machen und sein Rad nach Andechs transportieren lassen. Das ist in jedem Fall die schlauere Richtung, von dort gibt es nämlich viele Radwege in die Umgebung und sie führen in der Regel alle bergab. Landschaftlich besonders schön ist die Tour über den Kreuzweg Richtung Rothenfeld und von dort durch Wald und Flur Richtung Aschering und Maisinger See. Aber auch der Radweg nach Frieding und weiter Richtung Wörthsee verläuft wunderschön.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: