Tutzing:Griff in die Schatulle

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Um den Haushalt zu stemmen, geht die Gemeinde an ihre Rücklagen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Jetzt geht es ans Eingemachte: Damit Tutzing in diesem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt mit einem Volumen von 30,4 Millionen Euro hinbekommt, muss die Seegemeinde Zweidrittel ihrer Rücklagen aufzehren. Knapp sechs von 9,3 Millionen Euro sind als Zufluss nötig - und in den nächsten drei Jahren Kredite, um große Aufgaben wie die Erneuerung der Hauptstraße zu stemmen. Obwohl wegen Corona vergangenes Jahr etliche Ausgaben entfielen und das Gymnasium mit der Übergabe an den Landkreis Tutzing nichts mehr kostet, war das Paket heuer in einer der finanzschwächsten Gemeinden des Landkreises besonders schwer zu schnüren. Aber alle Gruppierungen "haben an einem Strang gezogen", verdeutlichte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) am Dienstag im Gemeinderat den Konsens. Immerhin seien für Investitionen 7,3 Millionen Euro vorgesehen. Das vielfältige kulturelle und soziale Leben unterstützt die Gemeinde mit freiwilligen Leistungen von 47 000 Euro (2020: 61 000 Euro) an 57 Vereine und Einrichtungen.

Mehr Geld holt sich Tutzing von seinen Bürgern. Die Grundsteuer A für land- und forstwirtschaftliche Flächen wird von 280 auf 330 Prozent erhöht, die Grundsteuer B für bebaute und unbebaute Grundstücke von 330 auf 340 Prozent. Kämmerin Manuela Goldate rechnet trotz Corona mit fast gleichbleibenden Einnahmen von 4,3 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer (2020: 4,5 Millionen). Hauptquelle bleibt die Einkommenssteuerbeteiligung, sie bringt 7,5 Millionen Euro in die Kasse.

So "intensiv und herausfordernd" wie nie zuvor in seinen 13 Jahren im Gemeinderat erlebte CSU-Sprecher Thomas von Mitschke-Collande die nicht-öffentlichen Haushaltsberatungen. Aus seiner Sicht müsste Tutzing - eins der Schlusslichter im Landkreis bei den Gewerbesteuereinnahmen - mehr um Gewerbe mit hoher Wertschöpfung pro Quadratmeter werben und "nicht nur auf Anfragen reagieren". Zudem regte er zur Kostenersparnis mehr kommunale Zusammenarbeit mit den Nachbarn Feldafing und Bernried an, etwa beim Maschinenpark, sowie den Verkauf von Liegenschaften, die nichts einbringen.

Ludwig Horn (CSU), Tutzings jüngster Gemeinderat, warnte mit Blick auf künftige Generationen davor, Tafelsilber zu verkaufen. Dass die Zuschüsse für die Jugendarbeit der Vereine nicht geschmälert wurden, fand Beifall bei Claus Piesch (FW). In einer "dramatischen Lage" sehen die Grünen die Gemeinde. Es könne kein "Weiter-so" geben, sagte Christine Nimbach. Auch die Grünen wollen mehr Gewerbesteuer, um den Sanierungsstau abzubauen.

Der manifestiert sich etwa an der Mittelschule. "Wir wissen schon lang, dass Eltern nicht zufrieden sind", verdeutlichte Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste). Die errechneten 25 Millionen Euro habe man derzeit aber einfach nicht, auch wenn man Fördermittel abziehe. Immerhin seien Planungskosten budgetiert. Er schlug einen Arbeitskreis vor, um Wege zu finden, wie sich die Pflichtaufgabe stemmen lasse. Der Haushalt wurden einstimmig beschlossen.

© SZ vom 04.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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