Tutzing:Grenzenloses Miteinander

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Die Kulturnacht mit ihrem vielfältigen Programm bringt Tutzinger und Gäste der ungarischen Partnergemeinde zusammen. Bürgermeisterin Greinwald unterstreicht das gemeinsame Bekenntnis zu Europa und bezeichnet die Veranstaltung als "Erfolgsmodell"

Von Manuela Warkocz, Tutzing

"Europa - Kinderland, wir geben uns die Hand, doch Kinder werden groß, und ihre Träume werden grenzenlos" - mit diesem Lied von Rolf Zuckowski trafen die Buben und Mädchen der 2b mit Lehrerin Hanna Krause in der Tutzinger Grund- und Mittelschule genau ins Schwarze. Drehte sich bei der 15. Kulturnacht am Freitag doch alles um Europa. Das Motto passte zum Besuch einer 50-köpfigen Delegation aus Ungarn. Die Gäste vom Plattensee waren angereist, um am Wochenende das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Tutzing und Balatonkenese zu feiern. Auftakt war die Kulturnacht; ein Festakt am Samstag im Buttlerhof und als Geschenk die Widmung eines Weges im Kustermannpark am Sonntag waren weitere Höhepunkte.

Die Tutzing Kulturnacht lockt Bürger wie Gäste auf die Straßen und in die Veranstaltungsräume. (Foto: Arlet Ulfers)

Den schönen Rahmen für die Eröffnung der Kulturnacht bildete diesmal die Kustermann-Villa. Leger ließen sich die Besucher auf den Treppen im Foyer nieder, bevor Trompeter Arthur Lehmann die Europahymne als Ouvertüre intonierte. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) unterstrich in ihrer Ansprache, die eine Dolmetscherin ins Ungarische übersetzte, das gemeinsame Bekenntnis zu Europa. Sie verhehlte aber auch nicht die Sorge, dass in diesen Zeiten in einigen Staaten Verfassungsmäßigkeit und Rechtsstaat bedroht seien. In der Kultur sieht sie eine Brücke für freundschaftliche Beziehungen. Die Kulturnacht bezeichnete Greinwald als "Erfolgsmodell". Vereine, Initiativen, Schulen, Kirchen und die beiden Akademien, Künstler und Bürger zeigten Tutzings "kreative, solidarische und leistungsstarke Seite" - und das ehrenamtlich. Aus der ungarischen Partnergemeinde stellten die fünf Musiker der Zithergruppe "Pannonia" unter Beweis, was sie draufhaben - unter anderem die Europahymne in Zitherversion.

Die Schulband "Pop of the Tops" gibt in der Benedictus Realschule heiße Rhythmen zum Besten. (Foto: Arlet Ulfers)

Die spätsommerliche Nacht lud dann ein, sich durch Tutzing treiben zu lassen. Hunderte nahmen das reichhaltige Angebot wahr, das Kulturreferentin Brigitte Grande wieder mit vielen Helfern arrangiert hatte. 25 Veranstaltungen mit Musik, Ausstellungen, Vorträgen, Film und Tanz, zwölf Orte, vieles gleichzeitig - da hieß es, auszuwählen. In der Bücherei lauschten Zuhörer dem Tutzinger Autor Ulf Schiewe. Er trug mitreißend Passagen aus seinem knapp tausend Seiten neuen historischen Roman "Land im Sturm" vor. Eine Familiensaga über tausend Jahre, in der die Entscheidungsschlacht bei Augsburg gegen die Ungarn eine Rolle spielt.

Schüler des Gymnasiums präsentieren ihre Projektarbeit. (Foto: Arlet Ulfers)

Zwei Pferde spazierten den überraschten Besuchern im Garten des Gymnasiums entgegen. Sie gehörten zur Kunstinstallation "Gesättelt". "Wie kam man früher durch Europa? Das erste Fortbewegungsmittel war das Pferd", erläuterte Kunstlehrerin Ruth Baumann die Idee. Schüler der Q12 kreierten einen sprechenden Sattel und formten eine gewaltige Suzuki Intruder mit Hörnern zum Europa-Stier um. Das P-Seminar "Kulturmanagement" bot ungarische Gulaschsuppe, Crepes und Halva zur Stärkung an. Heiß her ging's in der proppenvollen Aula der Benedictus-Realschule. Chor, Sambagruppe und die 8c mit "Augen der Großstadt" traten auf, die Schulband rockte auf der Bühne europäische Top-Hits. Direktorin Angela Richter freute sich, dass sich über 100 der 500 Schüler bei der Kulturnacht engagierten.

"Mittanzen" schallte es einem ausgelassen im Roncallihaus entgegen. Monika Titz versetzte mit einfachen Kreis- und Paartänzen quer durch Europa den Saal in ausgelassene Partystimmung. Mittendrin viele Ungarn und ihre Tutzinger Gastgeber. Am Rand blickte einer still, aber wohlwollend auf das Treiben: Hubert Hupfauf, der vor 25 Jahren in Tutzing den Anstoß für die Partnerschaft gegeben hat.

© SZ vom 22.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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