Koch-Sendung:Geschmortes Murmeltier

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"Bayern isst bunt" heißt die Reihe im Bayerischen Fernsehen, in der der Tutzinger Wirt Fritz Häring kocht und isst.

Von Otto Fritscher, Tutzing

Fritz Häring lehnt sich zurück, und seine ohnehin kräftige Stimme mit dem schönen niederbayerischen Akzent wird noch etwas lauter: "Gerade jetzt, nach der Bundestagswahl, passen solche Sendungen gut in die Zeit, finde ich", sagt er. "Man sieht, dass fremde Kulturen uns hierzulande gewaltig bereichern." Natürlich, es ist auch ein bisschen Reklame in eigener Sache, aber dem Wirt vom Tutzinger Midgardhaus und TV-Koch ist deutlich anzumerken, dass es ihm ernst ist.

"Bayern isst bunt" heißt seine Sendereihe, mehr als 30 Folgen hat das Bayerische Fernsehen in den vergangenen Jahren ausgestrahlt, am 3. Oktober beginnt die sechste Staffel. Die Grundrezeptur ist immer die gleiche: Man schickt Häring zu einer fremden Volksgruppe, die mehr oder weniger verborgen in München oder sonstwo in Bayern lebt. Häring, der inzwischen mehr als 200 Fernsehsendungen gedreht hat, redete schon mit Uiguren, die er im Eifer des Gefechts schon mal "Uriguren" nannte, hat in Israel schon mal einen Gottesmann gefragt, wie der ohne Sex leben kann - Häring nimmt eben kein Blatt vor den Mund. Natürlich wird in den lebendigen, oft mit Rockmusik unterlegten Szenen auch gefeiert - und miteinander gekocht. So wie jetzt mit den Mongolen, die in München eine kleine, aber quirlige Gemeinde bilden. Im Englischen Garten musiziert Häring mit einer Pferdekopfgeigenband und ringt mit mongolischen Kämpfern.

Einblicke in fremde Töpfe und Kulturen servieren Fritz Häring (2. v. li.) und das Bayerische Fernsehen wieder in der Reihe "Bayern isst bunt". (Foto: BR/oh)

Gekocht wird auch auf den Spuren Dschingis Khans: "Murmeltier, ausgenommen, mit heißen Steinen gefüllt, zugenäht und in einem Topf geschmort" lautet die Kurzform eines Gerichts. Ob es Häring, der mal Sterne-Koch war, gemundet hat? "Des muaßt scho meng", sagt der Urbayer und lacht. Wie Murmeltier schmeckt? "So ähnlich wie Kaninchen." Dann geht es ab in den Wald, wo in einer abgelegenen Lichtung die Mongolen ihre Jurten aufgebaut haben. Dort trifft er die Munkhbayar Dorjsuren, die einzige mongolische Olympiasiegerin, in der Disziplin Schießen.

Schwere Kost, aber durchaus verträglicher als Murmeltier, servieren die Amerikaner, die in Little-USA, ihrer Kaserne im unterfränkischen Grafenwöhr leben und arbeiten. Dort hat Häring am Thanksgiving-Tag nicht nur für die Soldaten mit den Generälen Truthähne zerlegt und serviert. Er hat sich vor allem für deren Leben in der Fremde interessiert. "Viele Amerikaner haben gerade an diesem Tag Heimweh, weil Thanksgiving für sie wichtiger ist als Weihnachten", hat der TV-Koch in den Gesprächen und Interviews festgestellt.

Für die Serie "Bayern isst bunt" beginnt die sechste Staffel. (Foto: BR/oh)

Eine Mischung aus Voodoo und Allerheiligen gibt es dann zu sehen, als Häring sich der mexikanischen Community in München widmet. Überrascht stellt er fest, dass es vor den Toren der Stadt eine große Tortilla-Fabrik gibt, deren Erzeugnisse im ganzen Freistaat ausgeliefert werden. Und im Museum der Fünf Kontinente, dem früheren Völkerkundemuseum, wird auf mexikanische Art der Tag der Toten begangen. Es sind diverse Altäre aufgebaut, Speisen und Getränke angerichtet, denn an diesem Tag - so überliefert es der Volksglaube - kann man mit den Toten in Verbindung treten und mit ihnen sprechen. Damit sie kommen, braucht es natürlich deren Lieblingsgerichte.

Gedreht wurden alle drei Folgen im Herbst vergangenen Jahres, heuer werden sie sozusagen am jeweils passenden Termin ausgestrahlt. In den vergangenen Wochen hat Häring die nächsten drei Folgen gedreht, die im Frühjahr gesendet werden. Mehr will er noch nicht verraten. Nur noch, dass auch die große Reportagereihe "Appetit auf ..." mit ihm als reisenden Reporter im Frühjahr mit Kopenhagen fortgesetzt wird. Bisher hat Häring schon Jerusalem, Tel Aviv und Istanbul porträtiert. "Man macht überall die gleiche Erfahrung", sagt er. "Überall dort, wo verschiedene Nationalitäten zusammenleben, lässt sich die Integration auf Dauer nicht aufhalten."

Die Sendetermine von "Bayern isst bunt" im Bayerischen Fernsehen: "Mongolen in München" am Dienstag, 3. Oktober, 15.30 Uhr; "Thanksgiving" mit den US-Amerikanern in der Kaserne Grafenwöhr am Sonntag, 29. Oktober, 15.30 Uhr; "Tag der Toten", wie Mexikaner den "Dia de los muertos" in München begehen, am Mittwoch, 1. November, 15.30 Uhr.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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