Tutzing:Geliebte Zeichenstunde mit "Oma"

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Landrat Karl Roth, junge Künstler und Malerin Sigrid Wever eröffnen Ausstellung "Flüchtlingskinder malen" in Tutzing

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein Wald, eine Schaukel, eine heile Welt - sie gehören zu den Motiven, die Flüchtlingskinder in Tutzing bei einer mehrmonatigen Malaktion zu Papier gebracht haben. Ein Weg, den die Tutzinger Malerin und Kunsttherapeutin Sigrid Wever angeboten hat, um seelische Wunden zu lindern. Mehr als 40 Zeichnungen der vier- bis 15 Jahre alten Buben und Mädchen werden jetzt im Tutzinger Rathaus ausgestellt. Diesen Donnerstag eröffnen Landrat Karl Roth als Schirmherr und Bürgermeister Rudolf Krug die Ausstellung "Flüchtlingskinder malen" - in Anwesenheit der jungen Künstler. Und hoffentlich vieler Tutzinger. Denn das öffentliche Zeigen der Bilder bedeutet den 17 Kindern viel - es wird als ein Zeichen des Willkommens. Die Kinder werden zur Vernissage eigens mit ihren Familien aus Krailling kommen, wo sie jetzt leben, nachdem die Zeltanlage in Tutzing kürzlich geschlossen wurde. Im Gemeinschaftsraum des Zeltdorfes sind die Zeichnungen seit vergangenen September entstanden. Sigrid Wever brachte jeden Mittwoch mit ihrem Künstlerkollegen Dieter Banze Bunt- und Filzstifte, Wachsmalkreiden und Wasserfarben mit. "Dann lief es wie ein Lauffeuer durchs Lager ,Die Oma ist da'", lacht die 73-Jährige, die sich über diese Anrede der Kinder freute. Schnell setzten sich mal vier, mal zehn Kinder an einen Tisch und legten los. Bisweilen gestört in ihrer Konzentration, weil der Gemeinschaftsraum auch Durchgang war für Erwachsene zur Küche und Toilette. Aber sie kamen gern "ohne zeitlichen Zwang, ohne Vorgaben, ohne Unterricht", wie Wever betont.

Gerade das freie Malen könne befreiend wirken. Traumatische Erlebnisse habe sie in den Zeichnungen aber nur wenige gesehen. Gerade die Älteren hätten eher "etwas Schönes" gemalt. In der offenen Malwerkstatt habe es kein "richtig" oder "falsch" gegeben. Denn Kreativität brauche Freiheit, um sich entfalten zu können. Wever sah ihre Aufgabe darin, die Kinder zum Ausdruck des Eigenen zu ermutigen. "Ich habe jedes Bild begrüßt und anerkannt, es versucht, zu würdigen, auch in meiner Haltung." Ein verbaler Austausch mit den Kindern, die überwiegend aus Afghanistan kamen, sei schwierig gewesen. "Denn die Kinder sprachen kaum Deutsch, ich spreche kein Dari." Bei der Ausstellung geht es denn auch weniger um künstlerische Qualität - "Obwohl auch tolle Sachen dabei sind", wie Wever sagt - sondern um eine Würdigung.

Die öffentliche Vernissage findet am Donnerstag, 14. Juli, um 18 Uhr im Tutzinger Rathaus statt. Der Kinderchor der Pfarrei St. Joseph, geleitet von Helene von Rechenberg, wird die Gäste musikalisch begrüßen. Die Ausstellung "Flüchtlingskinder malen" ist bis zum 11. Oktober zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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