Tutzing:Frauen auf dem Dach

Lesezeit: 1 min

Sylvia Baumgartner schätzt an ihrem Beruf vor allem den Kundenkontakt und das Arbeiten an der frischen Luft. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

35 Schornsteinfegerinnen aus ganz Deutschland treffen sich in Tutzing - eine davon ist Sylvia Baumgartner aus Feldafing

Von Tabea Braun, Tutzing

Eine Frau hat es nicht immer leicht in einem von Männern dominierten Beruf, das weiß auch Sylvia Baumgartner, Kaminkehrermeisterin aus Feldafing. Sie organisiert das diesjährige Schornsteinfegerinnentreffen am kommenden Wochenende: 35 Kaminkehrerinnen aus ganz Deutschland kommen in Tutzing zusammen zum Erfahrungsaustausch und es geht darum, "wie sich eine Frau im Männerberuf fühlt", erzählt Baumgartner. Ihre Kolleginnen im Osten hätten es da besonders schwer, berichtet sie. Das läge vor allem an der Konkurrenz, denn die Männer gönnten den Frauen Erfolg häufig nicht. Und zudem würden an Frauen höhere Ansprüche gestellt, als an ihre männlichen Kollegen, das habe sie schon in ihrer Ausbildungszeit zu spüren bekommen.

Dass wenig junge Frauen Interesse an einer Kaminkehrerlehre zeigen, hängt wohl mit der körperlich anstrengenden Arbeit und dem vielen Schmutz zusammen, ganz schwarz kommt aber auch Baumgartner nicht von der Arbeit zurück: In ihrem Kehrbezirk wird nicht mehr viel mit Holz geheizt und die offenen Kamine werden nicht ständig benutzt, daher sind auch Ruß und Asche weniger geworden.

Sie schätzt an ihrer Arbeit besonders den Kundenkontakt und das Arbeiten an der frischen Luft. Eigentlich wollte sie Krankenschwester werde, erzählt die Weilheimerin. Sie entschied sich aber um, als ihr Vater scherzte, sie solle doch Kaminkehrer werden: Nach der Schule begann Baumgartner eine Lehre, inzwischen leitet sie einen eigenen Betrieb in Feldafing.

Im Landkreis Starnberg sind Baumgartner und ihre Kollegin Susanne Köstner, die für den Kehrbezirk Seefeld zuständig ist, die einzigen Frauen im Kaminkehrerberuf. Die anderen 15 Kehrbezirke sind von Männern besetzt. In ganz Bayern sind von 3 200 Schornsteinfegern nur 120 weiblich, teilt Stephan Langer vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks mit. Doch sind positive Tendenzen zu beobachten: So waren 1979 deutschlandweit nur drei Prozent der Auszubildenden weiblich, seit 2003 sind es konstant um die 15 Prozent. Trotzdem gibt es noch Steigerungsmöglichkeiten: Viele Betriebe seien enttäuscht, keine Bewerberinnen zu haben, berichtet Langer. Denn schließlich brächten Frauen oft soziale Kompetenzen mit.

Beim Treffen in Tutzing steht aber nicht nur Ernstes auf der Tagesordnung: Die Frauen besichtigen auch die Klosterbrauerei Andechs, die Feuerwehrwache in Tutzing und die Roseninsel.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: