TV-Jubiläumg:Fit vor dem Fernseher

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Die Mitmach-Gymnastik Telegym erreicht ein Millionenpublikum. Produzentin ist Christina Stückl aus Tutzing. Darum werden viele Folgen am Starnberger See gedreht

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Frühmorgens holen sich viele Deutsche gern ihren Personal Trainer ins Haus. Sie müssen nur aufs Knöpfchen drücken, schon animiert die drahtige Vorturnerin Gabi Fastner zum Mitmachen im Wohnzimmer. Oder Johanna Fellner rückt den Faszien zu Leibe. Die Frauen gehören zum festen Personalstamm in einer der beliebtesten Serien des Bayerischen Fernsehens: der Tele-Gym. Die Mitmach-Gymnastik läuft mittlerweile seit mehr als 25 Jahren im Fernsehen. Die Einschaltquoten sind beachtlich. Mit 180 000 Zuschauern täglich gilt Tele-Gym als der Quotenhit im BR-Vormittagsprogramm. Ob sich natürlich jeder, der morgens "Happy Balance", "Starker Rücken" oder "Yoga-Pilates 50plus" anschaut auch tatsächlich selbst auf die Matte begibt, lässt sich nicht prüfen. Die Macher gehen davon aus, dass bei den 17 000 Sendungen mehr als 1,5 Milliarden Zuschauer aktiv mitgeturnt haben.

Die Kamerateams drehen die Telegym-Folgen oft in der Tutzinger Umgebung, mal hoch oben über dem Ort mit Blick auf den Starnberger See, mal an einem Weiher. (Foto: Privat/oh)

Die Macher, das ist die Filmcrew rund um die Tutzinger Produzentin Christina Stückl mit ihrer Firma PSF Film. Ihr Schwiegervater Peter Stückl hat gemeinsam mit dem früheren Sportmoderator Manfred Vorderwühlbecke die Tele-Gym gestartet. Die erste Staffel "Aerobic" ging am 6. April 1991 auf Sendung. Die zeitgemäße Fortführung der Skigymnastik mit der sympathischen Rosi Mittermeier, die schon in den Siebzigerjahren ganze Familien zum Mitturnen brachte. In der Anfangszeit der Tele-Gym wurden Skigymnastik und Aerobic drinnen in Fernsehstudios in Unterföhring gedreht. Grauer Teppich, viel Licht, bis zu fünf Frauen und Männer, die den Problemzonen den Kampf ansagten oder Seniorengymnastik im Sitzen anleiteten. Mia Schmidt aus Herrsching gehörte zu den Anleiterinnen der ersten Stunde. Um das Ambiente attraktiver zu machen, entschloss man sich im Jahr 2000, die Fitnesstrainer draußen in Szene zu setzen. Schöne Naturkulissen sollen dem Zuschauer auch optisch etwas bieten. Heute wird an ruhigen Flecken rund um Tutzing gedreht, mal hoch oben über dem Ort mit Blick auf den Starnberger See, mal an einem Weiher.

So ruhig wie erhofft ist es manchmal in der Idylle alledings gar nicht. "Plötzlich wirft einer die Motorsäge an oder es fährt in der Nähe ein Traktor", beschreibt Christina Stückl Hindernisse. Überhaupt sei es unglaublich aufwendig, bis eine 15-Minuten-Folge im Kasten ist. An einem Tag sind maximal vier Folgen zu schaffen. Wind und Wetter müssen mitspielen. Das tun sie am ehesten im Mai, Juli und August, weshalb meistens diesen Monaten gedreht wird. Alles muss ins Grüne ans Set geschleppt werden, Kameras, Scheinwerfer, Maskenmobil, Catering, ein Unterstand. Der Ton wird im Original aufgenommen. Jeder Trainer macht also seine Übungen und spricht live dazu. "Wenn man nachvertont, stimmt der Rhythmus oft einfach nicht", sagt die Produzentin. Alle Programme sind so ausgelegt, dass man keine Hilfsmittel dazu braucht. Jeder soll sofort mitmachen können. "Der Fernseher, mein Körper und kleines bisschen Platz, vielleicht mal ein Stuhl. Und wenn man schlau ist, hat man eine Matte", erläutert Stückl das puristische Erfolgskonzept. Vieles was in den vergangenen Jahren in Fitnesscentern in Mode war, fiel mit dieser Selbstbeschränkung natürlich flach: Step, Spinning, Rope-Skipping, Flexibar, Riesengummiball. Spezialtrainings, basierend auf Geräten, die man erstmal anschaffen musste.

Die Tele-Gym bietet heute ein breites Spektrum für jedes Alter; von "Emotional Moves" und "Fit in den Winter" über "Prävention Osteoporose" bis zur "Zen-Meditation". Stückl sucht selbst die Fitnesstrainer aus, die ihr Programm präsentieren dürfen. Der Andrang ist groß. Schließlich ist die Sendung keine schlechte Werbung. Die Tutzingerin geht in mindestens eine Stunde und turnt selbst mit. "Wir schauen extrem sorgfältig, dass die Übungen richtig angeleitet sind und ob die Leute einen fachlichen Hintergrund haben", versichert sie.

Stückl selbst kommt beruflich aus einer ganz anderen Richtung. Sie war Buchhändlerin, bevor sie in die Filmfirma einstieg. Viel Sport und Gymnastik hat sie allerdings schon immer gemacht, auch im TSV Tutzing.

Tele-Gym kommt täglich um 6 Uhr in ARD alpha sowie um 7.20 (Samstag und Sonntag 7.30 Uhr) und 8.30 Uhr im BR. Eine Einheit dauert 15 Minuten. Am Donnerstag, 2. November, ist zum 25. Fernseh-Jubiläum eine Hommage in der Sendung "Wir in Bayern" um 16.30 Uhr vorgesehen.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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