Tutzing:Diskretion statt heiße Luft

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Tutzings Bürgermeister Rudolf Krug setzt sich energisch gegen Vorwürfe der Grünen zur Wehr, er würde etwas verheimlichen. Beim Einheimischenmodell stockt's nur, weil das "ganze Tafelsilber verscherbelt" worden sei

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Genau zwei Jahre ist es her, dass Rudolf Krug das Ruder im Tutzinger Rathaus übernahm. Dass er die Amtsgeschäfte komplett anders führt als sein Vorgänger Stephan Wanner machte der ÖDP-Bürgermeister am Dienstag im Gemeinderat in einer Art Grundsatzerklärung deutlich. Anlass war eine Anfrage der Grünen zu einem neuen geplanten Einheimischenmodell am Ort.

Die Grüne Christine Nimbach hatte dem Bürgermeister vorgeworfen, "ein großes Geheimnis" um das beschlossene Vorhaben eines weiteren Einheimischenmodells nach Kellerwiese und Kirchlehel zu machen. "Sie verhandeln seit zwei Jahren mit irgendwem, keiner erfährt was, das ist ein Stochern im Nebel", befand die Lokalpolitikerin. Das sei für Bewerber, die ebenfalls seit zwei Jahren im Internet ihr Interesse an einem Eigenheim bekunden könnten, "schon ein bisschen enttäuschend".

Dass mit dem Einheimischenmodell nichts vorangeht, erklärte Krug damit, dass die Gemeinde auf kein einziges eigenes Grundstück zurückgreifen könne. "Als ich kam, war alles weg, das ganze Tafelsilber verscherbelt", umriss Krug die Situation zu seinem Amtsantritt. Und derzeit sei die Zeit schlecht, kein Eigentümer verkaufe gern. Dennoch liefen Verhandlungen. "Aber anders als in der vorherigen Periode" hänge man das nicht an die große Glocke. Er selbst habe damals "gedacht, mich haut's vom Stuhl, wie ich in der Zeitung las, mit wem gerade verhandelt wird", brachte Krug noch nachträglich sein Unverständnis zum Ausdruck. Und machte deutlich, dass er heute Wert legt auf Diskretion, um ans Ziel zu kommen: "Der Stil der Verwaltung ist so, dass wir keine Pressekonferenz machen, wenn was nicht Hand und Fuß hat." Daran werde sich nichts ändern, auch wenn Druck gemacht werde, stellte Krug in Richtung Nimbach klar.

Konkreter Anlass war eine Anfrage der Grünen-Gemeinderäte Christine Nimbach und Bernd Pfitzner zu Details der Bewerbung für das Einheimischenmodell. Krug teilte mit, dass sich bis jetzt 106 Tutzinger die Bögen der Gemeinde zukommen ließen. Jeweils eine Handvoll habe Interesse an einem Einfamilienhaus beziehungsweise einer Doppelhaushälfte bekundet. Die meisten hätten aber "egal" angekreuzt. Auf Anregung der Grünen habe man nun neu auch die Auswahlmöglichkeit "Eigentumswohnung" in den fünfseitigen Bogen aufgenommen, der aus dem Internet heruntergeladen werden kann.

Bauamtsleiter Klaus Menzinger zerstreute die Sorge, man müsse mehr als 100 Bauwerber zufrieden stellen. "Interessieren tun sich viele. Wenn's aber zum Schwur geht, springen viele auch wieder ab", so seine Erfahrung. Krug zeigte sich überzeugt, dass sich die Nachfrage nach Häusern oder Wohnungen über den Preis regeln werde. Je nach Lage eines Grundstücks könne die Gemeinde einen niedrigeren Preis weitergeben - etwa in einem Ortsteil wie Monatshausen, wo sich dann vielleicht mehr Bewerber ein Haus leisten könnten - oder müsse einen höheren Preis verlangen, wenn man etwa in Tutzing selbst fündig würde, was dann eher Wohnungsinteressenten locke. Auf jeden Fall sei noch für niemanden etwas verloren. Man könne sich weiter bewerben. "Es gibt keinen Stichtag", sagte Krug.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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