Tutzing:Die Talsohle durchschritten

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Der Etat der Gemeinde Tutzing findet jetzt auch im Landratsamt Gefallen

Von Gerhard Summer, Tutzing

Vor Bürgermeister Rudolf Krug war ein putziger Pleitegeier auf dem Ratstisch gelandet, ein Stofftier, das auch der Seefelder Rathauschef Wolfram Gum immer gern zu den Haushaltsberatungen mitbringt. Doch tatsächlich steht es um die Tutzinger Finanzen 2015 besser als erwartet: Kämmerin Manuela Goldate rechnet wegen der anziehenden Konjunktur mit mehr Einnahmen und einer höheren Steuerkraft bei immer noch relativ niedriger Pro-Kopf-Verschuldung. Sie ist auch nicht mehr wie in den Vorjahren darauf angewiesen, an die Rücklagen zu gehen oder Tafelsilber zu verkaufen. Wobei ohnehin nicht mehr viele Grundstücke übrig sind, wie Krug bemerkte. Vor allem aber: Tutzing ist aus Sicht der Aufsichtsbehörde, des Landratsamts Starnberg, wieder geschäftsfähig und darf Kredite für den Bau seiner Kindergärten an der Traubinger Straße und den neuen Trinkwasserbrunnen in der Pfaffenbergrinne aufnehmen.

"Die Talsohle ist durchschritten", fand denn auch die CSU. Die SPD sprach von einem "ausgewogenen, sehr gut gelungenem Haushalt". Der Etat und der Finanzplan für die nächsten drei Jahre, der keine weiteren Darlehen mehr vorsieht, fand am Dienstag fast einhellige Zustimmung im Gemeinderat. Allein Christine Nimbach (Grüne) stimmte gegen das Zahlenwerk. Aus ihrer Sicht wäre ein Neubau der Mittelschule die wesentlich bessere Lösung als die jetzt ins Auge gefasste achtjährige Sanierung. Denn auf diese Weise könnte auch eine "städtebauliche Sünde aus den Siebzigern" wieder gutgemacht werden.

Krug hatte den Haushalt eigentlich schon früher vorlegen wollen, nun war es wegen Unklarheiten bei der Förderung der neuen Kindergärten doch später geworden. Weil sich die Verwaltung intensiv mit dem Zahlenwerk befasst hatte, kam der zuständige Ausschuss in nur zwei Sitzungen zurecht, vermutlich ein neuer Rekord in Tutzing. Dem Bürgermeister zufolge beurteilt das Landratsamt den Etat "sehr positiv". Der wirtschaftliche Erfolg bringe aber auch Nachteile: Tutzing wird nun eine höhere Kreisumlage bezahlen müssen. Außerdem gehen die Schlüsselzuweisungen, eine Art Sozialhilfe für klamme Kommunen, um 100 000 Euro zurück.

Wie Thomas von Mitschke-Collande (CSU) fand, sind die Prioritäten im Etat richtig gesetzt. Ziel sei eben nicht eine Schlafstadt, sondern eine kulturell lebendige Gemeinde. Dafür stünden freiwillige Investitionen in das Ortsmuseum, die Volkshochschule, in Kulturveranstaltungen oder in das Ferienprogramm (etwa 370 000 Euro), in die Vereine am Ort und in den Sport (200 000 Euro). Er und Renate Geiger (SPD) hatten trotzdem noch drei Wünsche: Die CSU findet, dass 50 000 Euro für die Dorferneuerung Traubing zu wenig sind und dass auch mehr Geld in die Liegenschaften der Gemeinde gesteckt werden sollte. Der Investitionsstau sei mit einer Million Euro nämlich hoch. Geiger wiederum mahnte den barrierefreien Ausbau des Rathauses an.

In den Standort der Rotkreuz-Alm investiert Tutzing heuer 2,13 Millionen Euro. Geplant ist der Neubau von BRK- und Waldorf-Kindergarten. (Foto: Georgine Treybal)
© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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