Tutzing:Der Ruhige

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Rudolf Krug gilt als fleißiger Macher mit bescheidenem Auftreten. Öffentliche Termine muss er derzeit absagen. (Foto: Arlet Ulfers)

An Rudolf Krug schätzen die Bürger den friedfertigen Ton

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Überlegt, zupackend, geradlinig - so verschaffte sich Rudolf Krug rasch Ansehen als neuer Chef im Tutzinger Rathaus. Mit ihm zog 2014 ein friedfertiger Ton im Gemeinderat ein. "Wohltuend", heißt es vielfach - nach den Jahren unter Vorgänger Stephan Wanner, in denen das Klima zwischen Räten und Bürgermeister vergiftet war und sogar in Rechtsstreitigkeiten gipfelte. Das klare Votum der Tutzinger hatte Krug in der Wahlnacht selbst überrascht. Der Informatiker ist der erste Bürgermeister, der im Landkreis für die ÖDP den Rathaussessel erobert hat. Grüne Politik gehört zu seinen Anliegen. So ist Glyphosat gegen Unkraut auf öffentlichen Flächen verbannt. Mehr zu Fuß gehen, Umsteigen aufs Rad - dazu will er seine Tutzinger motivieren. Er macht seinem Ärger gegenüber Behörden Luft, etwa, dass die amtlichen Naturschützer es zugelassen haben, dass der Langer Weiher als Biotop ruiniert ist.

Als Erfolg zur Halbzeit kann Krug verbuchen, dass die knapp 10 000 Einwohner große Gemeinde finanziell wieder besser dasteht. Derzeit werden neue, kleine Gewerbeflächen ausgewiesen, was auf weitere Konsolidierung hoffen lässt. Um den Wildwuchs beim Bauen in der auch bei Prominenten wie Thailands König so beliebten Seegemeinde einzudämmen, werden derzeit 65 Bebauungspläne und acht Verfahren im Flächennutzungsplan bearbeitet. Aber auch nicht so Geldige sollen in Tutzing wohnen können. Am Kallerbach entstehen mit dem Verband Wohnen 60 günstige Wohnungen. Zügig verwirklicht wurden neue Krippe und Kindergarten auf der Rotkreuzalm. Als "historisch" gilt der Kompromiss mit dem Landkreis über Trägerschaft für das Gymnasium. Die Sanierung der Mittelschule läuft. Als "Schlüsselprojekt" bezeichnet Krug die Umgestaltung der Ortsmitte, die in die nächste Legislaturperiode hineinreicht und bei der er die Bürger einbeziehen will.

In seinem Elan ist Krug seit vergangenen August gebremst. Seine Krankheit betrachten der 60-Jährige und seine Familie als Privatangelegenheit. Öffentliche Termine kann er nicht wahrnehmen. Die Geschäfte führen kommissarisch Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg und 3. Bürgermeisterin Marlene Greinwald. Was Krug in den drei Jahren am meisten beeindruckt hat? "Das Anpacken der Tutzinger Helfer und Ehrenamtlichen ohne Wenn und Aber, als die Gemeinde kurzfristig die Versorgung vieler Menschen in Not übernehmen musste", spricht er in einer Mail das beispielhafte Engagement für mehr als 200 Flüchtlinge im Herbst 2015 an, das bis heute andauert.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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