Autofahrer muss zahlen:CSU schert aus

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Tutzing führt moderate Parkgebühren am Seeufer ein

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Südbad, Midgardstraße, Nordbadstraße - wer in diesen Bereichen nahe am Seeufer parken will, muss künftig zwischen 9 und 18 Uhr einen Obolus in einen Parkautomaten werfen oder per Handy bezahlen. Zwischen 50 Cent für eine halbe Stunde und drei Euro für ein Tagesticket verlangt die Gemeinde. Für Vielnutzer stellen Rathausmitarbeiter auf Antrag ein Jahresticket für 95 Euro aus. Auf eine entsprechende Parkgebührenverordnung einigte sich der Gemeinderat am Dienstag nach mehr als einstündiger Debatte mehrheitlich. Mit diesem Instrument will man probeweise in drei Ortsbereichen eine größere Fluktuation auf den relativ wenigen Parkplätzen erreichen und mehr Einheimische bewegen, an den See zu radeln oder zu Fuß zu gehen. Im Herbst 2016 sollen die Ergebnisse überprüft und eventuell eine weitere Ausdehnung beschlossen werden.

Dass Parken in einigen besonders frequentierten Tutzinger Straßen etwas kosten soll, hat manche Gemüter am Ort in den vergangenen Wochen stark erhitzt. Stefan Feldhütter (Freie Wähler Tutzing) konstatierte "heftigste Bürgerreaktionen vor allem bei denen, die die tiefsten Taschen haben - wegen einem Fuffzergl". Um die Wogen zu glätten, wurde die kostenpflichtige Zeit von 22 auf 18 Uhr gekürzt. Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) vereinbarte Sonderregelungen, etwa am Südbad für den Tennisclub. Wasserwachtler und ehrenamtliche Rudertrainer erhalten kostenlos Ausweise. Die Gebühren seien "wohl die günstigsten im ganzen Landkreis", unterstrich der Rathauschef. Man könne noch nicht sagen, wann sich mit den Einnahmen die Investitionskosten von 30 000 Euro - unter anderem für sechs Parkautomaten - amortisieren würden.

Die CSU-Gemeinderäte lehnten die Verordnung ab. Sie plädierten für ein umfassendes Park- und Verkehrskonzept, das "vor allem die drängenden Probleme in der Ortsmitte löst", wie Stefanie von Winning hervorhob. Aus sozialen Gründen sprach sich Renate Geiger (SPD) gegen gebührenpflichtiges Parken aus. Es belaste Senioren und Familien. Doch gerade, was sie von einer Familie zu hören bekam - "Wir fahren als Familie mit vier Autos zum Südbad, und wenn das was kostet, können wir uns das nicht mehr leisten" -, hat die 3. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) nach eigenen Worten zur Zustimmung bewogen.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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