Tutzing:Boardinghaus abgelehnt

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Gemeinderat stimmt gegen Antrag auf Seehof-Grundstück

Ein Boardinghaus ist nicht das, was Tutzing auf dem Areal des früheren Seehof-Hotels sehen will. Der Gemeinderat lehnte einstimmig den Antrag auf Vorbescheid ab, mit dem der Eigentümer ein "gewerbliches Boardinghaus mit Wellnessbereich, Wohnnutzung, Nebengebäuden und Tiefgarage" an der Schlossstraße in Seenähe realisieren will. Es überwogen die Bedenken, dass sich das Boardinghaus über kurz oder lang in eine Eigentumswohnanlage verwandle und das Areal dann komplett der Öffentlichkeit entzogen wäre. Mit einer Geschossfläche von 4500 Quadratmeter war der Antrag nur knapp unter dem zulässigen Maß des Bebauungsplans von 4600 Quadratmeter geblieben. Strittig war im Gremium, ob die Ablehnung rechtlich Bestand haben werde, falls der Eigentümer vor Gericht gehen würde.

Das Areal ist für eine Sondernutzung "Hotel" ausgewiesen. In einem Boardinghaus werden zwar Zimmer oder Apartments mit hotelähnlichen Leistungen vermietet. Im Gegensatz zu einer Pension oder einem Hotel bleiben die Gäste aber länger im "Zuhause auf Zeit". Vor allem Firmen nutzen das Angebot für Mitarbeiter, die länger für bestimmte Projekte in andere Orte entsandt sind. Dafür hält Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) den Standort am Schloss für "widersinning" und "komplette Verschwendung". Zudem gehe das Hotel Simson am Bahnhof Richtung Boardinghaus, decke den Bedarf ab. Sie versicherte, die Rechtsberatung der Gemeinde halte die Ablehnung des Boadinghauses für gerechtfertigt. Das Landratsamt habe sich noch nicht geäußert.

Dagegen argumentierten CSU-Gemeinderäte wie Thomas Mitschke von Collande, dass Tutzing sich einem "Super-GAU" nähere, wenn man mit der Auffassung vor Gericht verliere. Er forderte die Rathausspitze auf, schnell mit dem Eigentümer in Gespräche zu kommen und einen Kompromiss auszuhandeln: Wohnbebauung ja, aber deutlich geringeres Bauvolumen, öffentlich zugängige Bereiche Richtung See mit Flaniermeile. Greinwald dagegen möchte sich "nicht erpressen lassen". Sie teilt die Ansicht von Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste), der von einem "taktischen Antrag" sprach. Was man einem Vertreter des Bauwerbers in Zusammenkünften mitgegeben habe, sei in keiner Weise umgesetzt worden. "Enttäuschend", so Behrens-Ramberg.

© SZ vom 13.09.2018 / manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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