Tutzing:Besserer Service für Radler

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Die Weßlinger S-Bahnstation bekommt eine neue Abstellanlage für Fahrräder, zuvor wird aufgeräumt: Wer hier ein Radl abgestellt hat, sollte es bis 24. März entfernen. (Foto: Georgine Treybal)

Gemeinde will sich Bike & Ride-Offensive anschließen und Abstellanlagen modernisieren

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Mit vielen und praktischen Radständern will Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) Tutzingern das Radeln im Ort schmackhaft machen. Dazu will die Gemeinde ein einheitliches System einführen. Im Umwelt- und Verkehrsausschuss einigte man sich am Dienstag auf eine Abstellanlage, die es in ein- und doppelseitiger Variante gibt. Dabei lassen sich Räder von beiden Seiten einschieben. Das System erfüllt mehrere Prämissen: Räder, auch mit dickeren Reifen, passen hinein, kippen nicht herum, lassen sich gut absperren, und die Ständer sind mit 600 Euro für acht Parkstellen für das notorisch klamme Tutzing bezahlbar.

Auch Martin Held vom Tutzinger ADFC befürwortete diese Abstellanlage. Seine Bitte: Er möchte die mit einem Signet der Gemeinde verziert sehen. Das schafft nicht nur Wiedererkennung: "Das wertet den Ort auf", ist er überzeugt. Den ersten Ständer für acht Räder lässt Greinwald vor dem Rathaus platzieren. Weitere sind an der Grundschule und an der Hauptstraße nach deren Umbau geplant. Die Standorte, die auf den Plänen eingezeichnet und jetzt auf der Homepage der Gemeinde zu sehen sind, seien noch vorläufig, betonte Greinwald. Sie müssten noch mit Grundstückseigentümern abgestimmt werden.

Sehr gelegen kommt Tutzing die neue Bike & Ride-Offensive von Bundesumweltministerium und Deutscher Bahn, die der Freistaat zusätzlich unterstützt. Aus diesem Förderprogramm gibt es Geld für Rad-Abstellanlagen auf Flächen der Bahn. Diese werden für zunächst fünf Jahre mietfrei zur Verfügung gestellt. Übernommen werden bis zu 90 Prozent der Kosten. Voraussetzung: Die Kommune muss mindestens 50 Abstellplätze schaffen. Am Tutzinger Bahnhof wünschen sich Pendler seit Jahren zusätzliche Radständer und absperrbare Boxen. Toni Aigner (FW) und Bernd Pfitzner (Grüne) machen sich dafür stark. Im Haushalt sind heuer 10 000 Euro dafür eingestellt. Also könne man durch die staatliche Offensive für 100 000 Euro Radständer anschaffen, frohlockte Thomas von Mitschke-Collande.

Im Ausschuss stießen aber die vorgeschlagenen Standorte östlich und westlich der Gleise auf Vorbehalte. Einer wäre direkt auf dem Schacht für den geplanten Aufzug, von dem aber niemand weiß, ob er je realisiert wird. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) riet dennoch vom Blockieren ab. Damit Radständer genutzt würden, müssten sie nah am Bahnsteig und an Übergängen platziert sein, sagte Pfitzner. Das ist jedoch nicht so einfach, weil es ja um neue Ständer geht und nicht um den Ersatz von vorhandenen, etwas heruntergekommenen Exemplaren. Aigner würde in Kauf nehmen, dass ein oder zwei Autoparkplätze wegfallen. Das aber dürfte der Bahn missfallen. Sie will die Parkplätze demnächst bewirtschaften. "Da wird sie nicht einen Platz hergeben", meinte Greinwald.

Wie konträr die Positionen im Rat sind, machte Ernst Lindl (CSU) deutlich. Parkplätze für Radler zu opfern, findet er falsch. Damit dränge man nur wieder mehr Dauerparker in die Nebenstraßen. Wer mit dem Radl komme, dem sei zuzumuten, noch 50 Meter zu Fuß zu gehen. "Sonst soll er halt mit dem Auto fahren", lautete Lindls überraschende Empfehlung. Die stieß bei seinen Ausschusskollegen auf eher ungläubiges Lachen. Pfitzner versuchte zu verdeutlichen, "dass jede gute Fahrradanlage zig Autos spart". Ein Gremium mit den Gemeinderäten Aigner, Pfitzner und Peter Stich (CSU) sowie einem ADFC-Vertreter und zwei Verwaltungsmitarbeitern soll bei einem Ortstermin Standorte festlegen. Die muss die Bahn dann prüfen. Eile ist geboten: Die Antragsfrist endet am 31. März.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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