Tutzing:Berühmt und gerügt

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Christian Probst vom Straßenbauamt (links) und der Tutzingr Bürgermeister Rudolf Krug geben den Weg frei. (Foto: Nila Thiel)

"Bayerns teuerster Radweg" in Tutzing ist endlich eröffnet

Von armin greune, Tutzing

Ob es sich wirklich um "Bayerns teuersten Radweg" handelt, ist strittig. Schließlich hat der ebenfalls heuer fertiggestellte, nur 400 Meter kurze Abschnitt bei Aidenried 500 000 Euro verschlungen - allerdings wurde dabei auch die Straße neu verlegt. Für die 1,3 Kilometer lange Trasse von Tutzing bis zur Abzweigung nach Kampberg dagegen hat die Gemeinde die Kosten in Sonderbaulast vorgestreckt, Bürgermeister Rudolf Krug rechnet mit insgesamt 1,3 Millionen Euro - was dem Projekt heftige Kritik vom Bund der Steuerzahler einbrachte.

Es sei "schon ein berühmter Radweg" geworden, räumte Krug bei der Einweihung des Magnum Opus am Freitag ein und blickte auf die enttäuschten Hoffnungen und bösen Überraschungen der vergangenen vier Jahre zurück. Zunächst war man von 465 000 Euro Kosten und einer Fertigstellung bis Ende 2013 ausgegangen; eine "gewisse alpine Verbauung" hatte man wegen der "Schluchten" auf der Strecke schon eingeplant. Dann brachte die Bodenprüfung die erste Schreckensmeldung: Die geplante Trasse erwies sich als nicht tragfähig, neue Grundstücksverhandlungen und Rodungen wurden nötig. Bodenaustausch und die Neuverlegung von Wasser-, Gas-, Strom- und Telekommunikationsleitungen verteuerten das Vorhaben weiter. Den zweiten Termin zum Jahresende 2014 habe man dann "prinzipiell geschafft einzuhalten", sagte Krug - zumindest "zu 95 Prozent".

Die letzten 25 Meter vor Tutzing aber brachten dann weitere neun Monate Verzögerung. Der rutschgefährdete Hang am Kallerbach erforderte eine aufwendige Lösung: Bohrpfähle wurden zehn Meter tief in den Boden versenkt und mit Querverstrebungen im Hang hinter der anderen Fahrbahnseite verankert. Es entstand ein 25 Meter langer, mit Lärche bepflasterter "Balkon", auf dem wegen der Rutschgefahr Rollsplitt eingewalzt wurde. Christian Probst vom Straßenbauamt rechnet damit, das Holz alle zehn Jahre erneuern zu müssen. Nach allen Widrigkeiten "kann sich das Ergebnis insgesamt sehen lassen", meinte er. Ausdrücklich hob er die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde hervor: Hätten nicht "alle kühlen Kopf bewahrt, wäre die Eröffnung heute nicht möglich gewesen". Foto: Nila Thiel

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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