Tutzing:Auszeichnung für verdiente Tutzinger

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Bürgermeister Rudolf Krug verleiht den Ehrenbrief an engagierte Bürger und Vereine

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Der Sitzungssaal im Rathaus war voll und Bürgermeister Rudolf Krug sichtlich gut gelaunt, als er am Donnerstag den ersten Tagesordnungspunkt des Gemeinderats in der Weihnachtssitzung anging: "Verleihung des Tutzinger Ehrenbriefes". Das, so hob der Rathauschef an, sei wie jedes Jahr ein schöner Punkt. Diesmal wurde die Ehre sechs Personen, beziehungsweise Institutionen zuteil. Es sei "erstaunlich und toll", so Krug, wie viele Leute im Hintergrund Dinge am Laufen halten und sich dabei nicht in den Vordergrund drängen. "Sonst wären wir arm in der Gemeinde", unterstrich er.

Zum Beispiel Ewald Brückner. Der gelernte Landwirt, Jahrgang 1928, läutete als Ministrant dreimal täglich per Hand die Kirchenglocken in Diemendorf. Dann betreute er 30 Jahre lang als Mesner das Gotteshaus. Dass dem Pfarrer bei der Fronleichnamsprozession der Himmel nicht auf den Kopf fiel, ist ebenfalls Brückners Verdienst: Er gilt als "bewährter Himmelträger". Seine Liebe zur Natur vermittelte er als Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins auch anderen.

Obwohl Garatshausner und damit eigentlich Feldafinger kam Willi Eisele zu einem Tutzinger Ehrenbrief. Denn der Mann mischte nicht nur als Festwirt den TSV Tutzing auf; legendär sind die Faschingsbälle, für die er aufwendige Dekorationen erstellte. Er gründete auch 1962 einen Billard-Club in Tutzing. Der trifft sich im umgebauten alten Volksbad, "dem wohl schönsten Billard-Club Bayerns", wie Krug anmerkte. Als Spross einer alten Seefamilie war es ihm ein Anliegen, die Kapelle auf Familiengrund wieder zu errichten. Das Kirchlein hatte in den 60er Jahren der Straßenerweiterung weichen müssen. Nach vier Jahren Bauzeit konnte die neue Kapelle 2014 eingeweiht werden. Was haben Solaranlagen und Kunstausstellungen miteinander zu tun? Dem früheren Berufssoldaten und Siemens-Manager Karl-Heinz Fuchs gelingt die Klammer mit seinem vielfältigen Engagement in den Bereichen Umwelt, Soziales und Kultur. Durch sein Schaffen ziehe sich, so die Laudatio, wie ein roter Faden die Ausrichtung auf die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Fuchs setzte als Sprecher der lokalen Agenda 21 von 1997 bis 2001 Akzente, initiierte die ersten Bürgersolarkraftwerke am Ort, war Mitbegründer des Weltladens in Tutzing und rief jüngst den Hospizverein ins Leben. Viele kennen ihn auch als Organisator und Kurator von Ausstellungen.

Stellvertretend für die gegenwärtig 331 Ehrenamtlichen im Ökumenischen Helferkreis Asyl nahmen vier Frauen den Ehrenbrief entgegen. Der Kreis "übernimmt eine unglaubliche Aufgabe" in der Betreuung von 250 Flüchtlingen, würdigte der Bürgermeister den großen Einsatz. "Nicht nur Manager haben 60-Stunden-Wochen", umreißt er den Aufwand. Heide Goller etwa begleitet seit Jahren Flüchtlinge zu Ämtern und ins Krankenhaus und hilft Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Organisatorisch laufen alle Fäden bei Roswitha Goslich zusammen. Cornelia Janson koordiniert den Deutsch-Unterricht und steht als Supervisorin den Helfern für schwierige Fälle zur Verfügung. Für zwei junge Flüchtlinge hat sie die Vormundschaft übernommen. Angelika Pfaffendorf übernahm die Betreuung im Andechser Hof, kümmerte sich um Flüchtlinge im Kirchenasyl und verwaltet Verteilungslager und Kleiderkammer im alten Schwimmbad.

Der Verein "Junge Menschen" erhielt den Ehrenbrief für die vielfältige Jugendarbeit. Die 35 aktiven Mitglieder luden zu Nachbarschaftsfesten, beteiligten sich an der Kulturnacht, und ihr Ausrichten des Tutzinger Volksfestes hat Tradition. Wegen Krankheit konnte ein weiterer Ausgezeichneter, Heiner Haack, nicht bei der Feier dabei sein, die in der Rathaustenne ausklang.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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