Tutzing:Aus Liebe zum Wort

Lesezeit: 2 Min.

Josephine Roy und Jannis Hain haben beide eine Schauspielausbildung gemacht. (Foto: Georgine Treybal)

Um eigene Texte und Hörbücher herauszubringen, haben Josephine Roy und Janis Hain einen Verlag gegründet

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Josephine Roy und Janis Hain sind überzeugt, dass ein Buch eine Seele hat. Ein Buch dient der Bewusstseinserweiterung, es verändert etwas im Leser und gibt Denkanstöße. Wenn man darin lese, habe man das Gefühl, man halte auch einen Teil des Autors in der Hand, sagt Roy. "Man fühlt sich verstanden, ist nicht alleine". Dieses sinnliche Erlebnis kann ihrer Meinung nach ein E-Book nicht so gut vermitteln, wie die gebundene Version. Deshalb haben Roy und Hain den "Lichtwort-Verlag" gegründet mit dem Ziel, "etwas weiterzugeben, das schon viel zu lange in der Schublade ruht".

In dem neuen Verlag mit Sitz in Tutzing wollen sie Gedichte, Kurzgeschichten und Aphorismen publizieren, aber auch Filme, Hörbücher und -spiele produzieren. Noch haben die beiden keine Verwaltungsräume, sie arbeiten im Home-Office. In ihrem Tonstudio stellen sie Hörbücher zu klassischer Literatur her und am Computer gebundene Bücher. Da sie beide ausgebildete Schauspieler und Sprecher sind, produzieren sie die Hörbücher und Filme selbst. Hain übernimmt die Gestaltung und den Druck, Roy das Schneiden und das Lektorat. "Wir haben keine Lagerkosten. Die Leute bestellen im Internet, erst dann wird gedruckt", erklärt Hain die Erleichterungen, die Computer und Internet bieten. Bei der ersten gedruckten Veröffentlichung des Verlags handelt es sich um den Gedichtband "Geist-blitz und Donnerwetter" von Janis Hain. Doch auch "un-erhörte Geschichten" von bislang unbekannten Autoren, vorzugsweise aus der Region, sollen publiziert werden.

Hain hatte vor der Pandemie Kulturveranstaltungen, wie die "Offene Bühne" im Hotel Bayerischer Hof in Starnberg, veranstaltet. Aus dieser Zeit kennt er zahlreiche Künstler, die Talent haben, aber bislang unbekannt sind und denen er ein Forum geben will. Klassiker, beispielsweise Werke aus der sogenannten Wegbereiter-Buch-Reihe, liegen ihnen ebenfalls am Herzen. Sie wollen eine neu gestaltete, gebundene Version herausbringen. "Natürlich soll es auch das E-Book geben, doch das ist nicht das Ziel", erklärt Hain.

Die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen, entstand vor einem Jahr. Als Schauspieler habe er beim Erlernen der Texte immer wieder gedacht "ich würde die Geschichte anders erzählen", sagt Hain. Der 36-Jährige ist in Spanien aufgewachsen und hat nach seinem Schulabschluss in einer Waldorfschule eine Schauspielschule in München besucht. Da er schon immer Bücher verschlungen habe, sei er selbst zum Schreiben gekommen. Mit 16 Jahren hatte er angefangen Tagebuch zu schreiben, später folgten Gedichte und Texte über den Sinn des Lebens, die Sehnsucht und das Leben an sich. Zusammengebracht mit Josephine Roy habe ihn sein Beruf und "die Liebe zum Wort", erklärt der Schauspieler, der auch schon in der Starnberger Theatergruppe "Tragaudion" aufgetreten ist. Roy ist überzeugt, dass sich ihre Fähigkeiten gut ergänzen.

Mit dem eigenen Verlag wollen sie ihren Qualitäts- und Werteanspruch umsetzen. Die 28-Jährige hat Fernsehjournalismus studiert und ebenfalls die Schauspielschule besucht. Ihr Studium komme ihr bei ihrer Arbeit als Lektorin, beim Schneiden, aber auch bei ihren Publikationen in den sozialen Medien zugute. Früher hat Roy einen Reiseblog betrieben, heute publiziert sie Gedichte im Internet. Noch ist das neue Unternehmen "eine Herzensangelegenheit", leben können sie davon nicht. "Natürlich wäre es nicht schlecht, dass man Geld verdient", sagt Roy. Daher suchen sie derzeit nach Sponsoren, die sie beim Aufbau des Verlags unterstützen.

© SZ vom 23.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: