Tutzing:Auf Spurensuche

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Vom Burgstall bis zur Pelztierfarm - Tutzinger veröffentlichen ihre Forschungen zur Ortsgeschichte

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein Geheimnis, das Tutzings Altbürgermeister Peter Lederer lange umtrieb, ist vermutlich gelüftet: Historiker Benno C. Gantner stieß auf einem eingewachsenen Plateau in Oberzeismering wohl auf den Burgstall, dessen Turm 1206 Urkunden erwähnen. Den Fund ermöglichten sogenannte Schummerungskarten des Landesvermessungsamtes, die bayernweit Erhöhungen und Vertiefungen im Gelände abbilden und erst seit zwei Jahren zugänglich sind. Die Entdeckung der mittelalterlichen Turmburg neben dem Oberzeismeringer Quellgraben, die allerdings noch archäologisch verifiziert werden müsste, ist Teil des neuen Bandes der "Studien zur Ortsgeschichtsforschung im Landkreis Starnberg". Er schildert Historisches von Tutzing aus alten und neueren Zeiten.

Herausgeber Benno C. Gantner stellte das 120-seitige Werk am Montag mit Bürgermeister Rudolf Krug und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Arbeitskreises Ortsgeschichtsforschung im Tutzinger Rathaus vor. Der Starnberger Historiker Gantner hat bereits Bände über Gilching und Starnberg im Eigenverlag publiziert. Er bietet mit den Heften engagierten Hobbyhistorikern ein Forum, ihr Material zu veröffentlichen. Im Tutzinger Heft schildert Gantner seine eigene Spurensuche des Burgstalls. Manfred Grimm ging über zwei Jahre lang den Tutzinger Auswanderern nach, die im 11. Jahrhundert wegen einer Hungersnot vom Klosterland Benediktbeuern nach Verona gezogen waren. Er forschte nicht nur auf eigene Kosten in italienischen Archiven, sondern dokumentierte auch, wie die deutschsprachigen "Cimbri" in Oberitalien heute noch ihre Tradition hochhalten. Anja Behringer sezierte die Ärztlichen Jahresberichte des Hofrats Dr. Hans Beisele. Eine Urenkelin hatte die Hefte in einem Koffer auf dem Dachboden der "Beisele-Villa" entdeckt. Sie zeichnen ein detailliertes Bild der Lebensverhältnisse in Tutzing zwischen 1902 bis 1907 und erklären Beiseles Bemühen, Hygiene und Ernährung zu verbessern.

Der pensionierte Schulleiter Klaus Wallisch erforschte die Geschichte der Bayerischen Textilwerke, vom Ursprung als Schlossbrauerei bis zu ihrem Ende 2002. Längst abgerissen ist auch die Villa des Unternehmers Oskar Schüler, der eine Pelztierfarm betrieb und elegante Pelze in die ganze Welt vertrieb. Heute steht der Lidl-Supermarkt an der Stelle der ehemaligen repräsentativen Villa mit Teepavillon, wie die frühere Lehrerin Elker Schmitz recherchiert hat. Bürgermeister Krug würdigte die Arbeiten als "Fundus für Leute, die sich für den Ort interessieren". Straßennamen wie die Oskar-Schüler-Straße erschlössen sich so gerade auch den Neubürgern.

Der mit vielen historischen Fotos illustrierte Band kommt mit einer Auflage von 250 Stück heraus. In zwei Wochen ist er für 16,80 Euro in Buchhandlungen in Tutzing erhältlich.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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