Tutzing:Aparthotel weckt alte Ängste

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Die Roche-Gebäude sind weg; nun ist die Frage, was kommt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gemeinderäte befürchten auf dem einstigen Roche-Gelände in Tutzing Wohnungen durch die Hintertür

Von Gerhard Summer, Tutzing

Die Architektur ist erstaunlich extravagant. Vor knapp vier Jahren hatte Städteplaner Florian Burgstaller für das einstige Roche-Gelände in Tutzing einen Plan entworfen, der sich wie ein Spiel mit Formen ausnimmt: dreieckige, U- und V-förmige Bauten, dazu ein Büroturm. Ein "großer Sprung nach vorne", fanden die Gemeinderäte damals. Nun liegt der erste Bauantrag für die Industriebrache vor, die nach und nach in ein attraktives Gewerbegebiet verwandelt werden soll. Das skizzierte keilförmige Gebäude mit Dachterrasse und einem Café, das an die alte Roche-Rotunde erinnert, sagt den Kommunalpolitikern offenbar grundsätzlich immer noch zu, auch wenn die CSU das Ganze ein "bisschen mondän für Tutzing" findet. Aber dafür stößt ein geplantes Aparthotel in dem futuristischen Bau, in den auch das Tanzstudio Tutzing und der Koch Wolfgang Weigler einziehen sollen, auf Skepsis.

Die Befürchtung: Aus den Räumen könnten Wohnungen werden, damit würde Tutzing eine Nutzung beschert, die an dieser Stelle absolut unerwünscht ist. Denn das Gelände ist das letzte große Gewerbegebiete im Ort, das der Kommune Einnahmen bringen könnte. Von allen Hotelplänen, die sie bisher gesehen habe, seien die Zimmer des Aparthauses jedenfalls "am leichtesten in Wohnungen zu verwandeln", meinte Stefanie von Winning (CSU). Auch Heinrich Reiter (FW) fand, Aparthotel sei ein "schillernder Begriff", man müsse deshalb im Bebauungsplan genau festlegen, was darunter zu verstehen ist. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Tutzing "durch die Hintertür Wohnungen bekommt". Ein Argument, das auch immer wieder bei den jahrzehntelangen Debatten über das Hotel Seehof eine Rolle gespielt hatte.

Den Kommunalpolitikern ist außerdem klar geworden, dass sie östlich und westlich der Bräuhausstraße womöglich zu sehr in die Vollen gegangen sind. Schon beim Wohnbauprojekt "Lakeside Living" sei eine zu große Baumasse zugelassen worden, gleiches gelte für das Roche-Kerngelände, meinte Reiter. Die "Simsons Errichtungs- und Betreibergesellschaft mbH" sattelt sogar noch eins drauf: Aus den erlaubten zwei Vollgeschossen sollen drei werden. Weil die Raumhöhen reduziert sind, fällt das Gebäude trotzdem nicht höher aus als erlaubt. Aus Sicht der Tutzinger Verwaltung ist das nicht die einzige Abweichung vom Baukonzept. Vier oder fünf Befreiungen müssten ausgesprochen werden, letztlich laufe das auf eine Änderung des Bebauungsplanes hinaus.

Die Meinungen über das Projekt waren geteilt. Georg Schuster (ÖDP) fand es positiv, dass dem Ort die Tanzschule und der Caterer erhalten bleiben. Stefan Feldhütter (FW) meinte, das Vorhaben müsse auf den Prüfstand, weil die Nachbarn auf der Westseite nicht erfreut von der Aussicht sein dürften, dass ihnen die Cafébesucher von der Dachterrasse aus "auf den Suppentopf schauen". Und Ernst Lindl (CSU) bat darum, den Rat des Planers Burgstaller einzuholen. Am Ende verständigte sich Bürgermeister Rudolf Krug mit dem anwesenden Architekten darauf, dass "Simsons" den Antrag zurückziehen soll. Anderenfalls lehnt die Gemeinde das Vorhaben ab.

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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