Tutzing:Alles andere als verstaubt

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Wen Sinn-Yang und Chifuyu Yada spielen zwei Mal in Tutzing

Von Lea Heinrich, Tutzing

"Eltern wollen, dass ihre Kinder Rechtsanwälte oder Ärzte werden", meint Wen-Sinn Yang lachend. Mit ihm lachten ungefähr 60 Schüler des Gymnasiums Tutzing, die an diesem Freitag in die Schulaula gekommen sind, um den Klängen des Cellisten und der Pianistin Chifuyu Yada zu lauschen. Denn für Yangs Eltern ist der Berufswunsch nicht in Erfüllung gegangen. Der 1965 geborene Taiwanese begann mit neun Jahren Cello zu spielen, mit 16 war er so begeistert davon, dass er bei seinem Vater darum bettelte, das Gymnasium abbrechen zu dürfen. Weil der Vater ihm das nicht erlaubte, entschloss sich Yang erst nach der Schule am Konservatorium Zürich und an der Hochschule der Künste Berlin zu studieren. Mittlerweile unterrichtet Yang selbst an der Hochschule für Musik und Theater München. Unterstützt wurde er am Freitag von Yada, die als Pianistin an der selben Hochschule wie Yang arbeitet. Sicherlich hilfreich ist dabei ihr absolutes Gehör.

Perfektion durften auch die Tutzinger Schüler erleben. Das Duo, das auch schon lange miteinander befreundet ist, stellte in knapp eineinhalb Stunden auszugsweise das Programm vor, das es auch am kommenden Sonntag von 18 Uhr an im Schloss Tutzing spielen wird. Das erste Stück aus ihrem Repertoire ist von Beethoven: Der erste Satz der Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur op. 69. Yada und Yang spielten das Stück allerdings nicht nur durch, sondern erklärten den Schülern vorab musikalische Motive und Themen der gespielten Stücke.

Auch zwischen den Stücken sprach Yang immer wieder die Schüler an und sorgte mit seinen Sprüchen dafür, dass eine lockere Atmosphäre entstehen konnte, die wenig mit dem Bild von verstaubter klassischer Musik zu tun hat, das viele Jugendliche im Kopf haben. Bei Beethoven ist genau wie bei dem Belgier César Franck, dessen letzten Satz der Sonate für Violoncello und Klavier in A-Dur die beiden präsentieren, eine unglaubliche Spieldisziplin und ein präziser Einsatz von Tempo und Dynamik zu hören. Mit durchgestrecktem Rücken saß Yang vor seinem Cello, die Augen hielt er beim Spielen geschlossen. Seine Mimik aber fühlte mit der Musik mit, teilweise schien das fast zu intim zu sein, um dabei zuzuschauen. Letzter Bogenstrich auf dem Cello, letzter Akkord des Klaviers, begeistertes Klatschen auf Seiten des Publikums. Am Sonntagabend wird das Duo gewiss noch mehr Tutzinger mit seiner Musik verzaubern.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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