Tutzing:"Absolut gut"

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"Der ist dann schon aufgetaut:" Weltstart Gerard Depardieu (li.) drehte mit Fritz Häring, Wirt vom Midgardhaus, eine TV-Kochsendung für Arte. (Foto: oh)

Weltstar Gerard Depardieu kommt zu einem Fernsehdreh für Arte ins Tutzinger "Midgardhaus" von Fritz Häring. Und schnell wird klar: Der russische Franzose mag Sauerrahmspätzle - und kein Chichi auf dem Teller

Von Otto Fritscher, Tutzing

Die Weißwürste hat er von irgendwoher mitgebracht, von seinem Ausflug in die oberbayerischen Lande. Doch die Zubereitung stellt sich dann als etwas schwierig dar: Zunächst muss Film-Weltstar Gerard Depardieu außen herum um das Midgard-Haus laufen, um sozusagen durch den Dienstboteneingang in die Küche zu gelangen. Die normale Tür ist für den gewichtigen Schauspieler einfach zu schmal. Und dann kann Fritz Häring, Wirt des Tutzinger Midgardhauses, den russischen Franzosen oder französischen Russen gerade noch von einem Massaker abhalten. "Gerard wollte die Weißwürste wie bei einer Bratwurst mit dem Messer einritzen und dann in der Pfanne braten. Da habe ich ihm erklärt, dass man die Weißwürste im Wasser erwärmt", erzählt Häring an diesem frühen Sonntagvormittag. Derweil werden Depardieu und sein Koch-Kompagnon Laurent Audiot, ein Spitzenkoch aus Paris, von den Fernsehleuten für die erste Aufnahme gebrieft. Es geht zunächst um Senf - hoffentlich den richtigen zur Weißwurst, aber dafür wird Fritz Häring schon sorgen.

Was hat ein Weltstar wie Gerard Depardieu bei Fritz Häring in der Küche zu suchen? Nun, beide verbindet ihre Leidenschaft für Kulinarik, und beide dürfen diese im Fernsehen ausleben; Häring mit seiner Sendereihe "Bayern isst bunt" und etlichen Reisereportagen. Wie jene über Jerusalem, die im Bayerischen Fernsehen gesendet wurde. Diese Sendung ist irgendwem beim Fernsehsender Arte ausgefallen, und da es auch dort eine Kochsendung gibt, mit dem schönen Titel "Schlemmen mit Gerard", kam die Verbindung zustande. "Schlemmen mit Gerard", das ist eine kulinarische Reise durch Europa, und dabei macht Depardieu nun eben einmal Station im bayerischen Oberland und speziell im Midgardhaus. Geplanter Sendetermin: April oder Mai 2016.

Am vergangenen Wochenende wurde nun gedreht, und Depardieu schwebte standesgemäß mit dem Hubschrauber ein. Und, er hatte erst mal Hunger. So gab es als ersten Gang - so wünschte es der prominente Gast - Sauerrahmspätzle. "Die hat er gleich aus dem Topf gegessen", sagt Häring und lacht. Dann noch Steinpilze und eine Rinderlende - danach ging es ab in das Gästehaus von Häring, wo der Filmstar gleich zwei Suiten in Anspruch nehmen konnte. Am Samstag standen Touren zu einer Rinderfarm, einer Schnapsbrennerei und einem Bierbrauerei an - bevor Häring zum Abendessen in Tutzing abermals Sauerrahmspätzle auftischte - auf Wunsch von Depardieu.

Dann am Sonntagmorgen, vor dem Dreh, ein Depardieu, der sogar einmal lächelt. "Der ist inzwischen aufgetaut, anfangs war es schon ein bisschen schwierig", sagt Häring. Das Auftauen sei vor allem seiner Frau Marlis und Geschäftsführer Hermann Lang zu verdanken. "Ich hab' mich im Hintergrund gehalten", sagt Häring, der schon für viele Prominente gekocht hat, wovon eine regelrechte Fotogalerie an den Wänden zeugt.

Ein neues Bild wird wohl bald dazukommen, das von Gerard und Marlis. Eine Szene, die Fritz Häring, sichtlich stolz, mit dem Handy knipst. "Das hat sich meine Frau extra gewünscht, aber es war nicht sicher, ob Depardieu einverstanden sein wird", berichtet Häring. Weltstars sind eben manchmal etwas kompliziert.

Dann schaut auch noch Frank-Ulrich John vorbei, Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, und ehedem Ortsteilsprecher von Garatshausen, also ganz aus der Nachbarschaft. Der Verband sponsert die Fernsehreihe auf Arte nämlich. Fritz Häring kümmert sich derweil lieber selbst um Senf und Weißwürste. Und Depardieu antwortet auf die Frage des Reporters, wie es ihm hier gefalle: "Absolut gut." Und Fritz Häring hat gelernt: "Chichi, das mag der Gerard gar nicht."

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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