Tutzing:Abriss mit Umsicht

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Die TSV-Turnhalle in Tutzing ist 140 Jahre alt. In dieser Woche verschwindet sie.

Gerhard Summer

Ein Bagger hat am Dienstag begonnen, die einsturzgefährdete TSV-Turnhalle in Tutzing abzureißen. Das Gebäude war 140 Jahre alt. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

TutzingErst nahmen die Diskussionen kein Ende, jetzt könnte es schnell gehen: Am Montag hat der Abriss der rund 140 Jahre alten TSV-Turnhalle an der Greinwaldstraße in Tutzing begonnen. In zwei Wochen soll zwischen der Mittelschule im Westen und den Geschäften und Wohngebäuden im Osten nur noch eine Lücke klaffen. Tutzing verliert mit dem einstigen Tattersall ein charakteristisches altes Gebäude und einen wichtigen Veranstaltungsort. Der TSV hatte den Holzbau, den er einst geschenkt bekommen hatte, bis zu seinem Umzug in die neue Dreifachturnhalle am Würmseestadion genutzt. Daneben diente die vormalige Reithalle auch als Theater der Heimatbühne, als Quartier der Tutzinger Gilde und anderer Vereine sowie als Lokal für geladene Gäste der Fischerhochzeit. Bis zuletzt hatten etliche Gemeinderäte dafür plädiert, die Halle zu erhalten. Erst in einer turbulenten Sitzung Anfang Februar dieses Jahres fiel der Abriss-Beschluss, und auch der war umstritten. Hintergrund der äußerst knappen Entscheidung: Die Halle ist laut TÜV-Süd einsturzgefährdet.

Der TSV hatte den Altbau samt Grundstück der Kommune überlassen, um sein neues Vereinsquartier zu finanzieren. Im Juli 2011 zogen die Sportler um. Doch schon Jahre zuvor war klar gewesen: Der Tattersall ist ein Auslaufmodell. 2008 hatte der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft, wegen des welligen Hallenbodens Bedenken gegen den Sportbetrieb an der Greinwaldstraße angemeldet. Wie schlecht es tatsächlich um den Holzbau steht, zeigte sich erst im Januar 2013, nach zwei Begehungen, zwei Gutachten und einer Materialprüfung innerhalb von fünf Jahren: Gutachter des TÜV-Süd stellten bei Probebohrungen ins Holz fest, dass mindestens 50 Prozent der tragenden Stützen auf der Westseite des Gebäudes morsch sind. Ihr Resümee: Das Gebäude könnte kollabieren, und zwar nach Art einer Implosion. Und: Eine Sanierung wäre zwar möglich, aber letztlich bliebe von der alten Halle nur der wellige Boden übrig.

Mit dem Abbruch ist eine Raistinger Firma beauftragt, sie hat am Montag mit dem Abriss an der westlichen Front begonnen. Auch der gemauerte Anbau an die Halle samt Restaurant "Déjà-Vu" muss weichen. Die Arbeiter müssen mit Umsicht zu Werke gehen, weil Wohnhäuser und Läden direkt an die Ostseite der Halle angrenzen. Die voraussichtlichen Kosten der Aktion: 40 000 Euro. Während der Arbeiten ist die Greinwaldstraße im unteren Bereich für den Verkehr gesperrt.

© SZ vom 22.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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