Turnhalle als Notunterkunft:"Diesmal sind wir vorbereitet"

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Stand in Inning Rede und Antwort: Landrat Karl Roth. (Foto: Nila Thiel)

Landrat Roth erwartet am Mittwoch bis zu 196 Flüchtlinge in Inning. Sie werden in der Turnhalle untergebracht

Von Blanche Mamer, Inning

"Wir haben den Asyl-Notfallplan der Staatsregierung aktiviert und mit der Herrichtung der Turnhalle als Außenstelle der Bayernkaserne begonnen", sagte der Inninger Bürgermeister Walter Bleimaier am Freitag bei einer eilends organisierten Info-Veranstaltung. Schon in dieser Woche, voraussichtlich am Mittwoch, sollen bis zu 196 Flüchtlinge nach Inning kommen, falls Familien dabei sind, sollen es 166 sein, erklärte Landrat Karl Roth.

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen kamen etwa 80 Bürger ins Haus der Vereine. Die meisten hatten zuvor einen kurzen Blick von oben in die benachbarte Turnhalle geworfen und konnten feststellen, dass der neue Boden bereits gelegt war. Denn auf den Schwingboden mussten vier Schutzlagen aufgebracht werden, wie Holzpressplatten und PVC-Belag, so Bleimaier. Allerdings sei noch viel zu tun, bevor die ersten Busse eintreffen. Übers Wochenende solle so viel wie möglich fertig werden, damit die Halle notfalls schon am Montag von den ersten Ankömmlingen benutzt werden könne.

Die Halle wird mit Feldbetten ausgestattet, die in Gruppen von sechs bis zehn aufgeteilt und abgetrennt werden, um wenigstens etwas Intimität zu ermöglichen. Auf dem Freigelände werden große Zelte aufgestellt mit Tischen. Zudem wird es eine Essens- und Getränkeausgabe geben. Um das ganze Gelände und die Halle wird ein Bauzaun, respektive ein Sichtschutz errichtet. "Zum Schutz der Flüchtling! Wir wollen nicht, dass Bürger zum Kucken kommen", sagte Roth.

Stefan Derpa, Leiter des Amtes für Öffentliche Ordnung in der Kreisbehörde, erklärte den Ablauf. Die Flüchtlinge seien vor ihrer Verlegung nach Inning lediglich namentlich registriert. "Wir kümmern uns um die medizinische Untersuchung, mit einem Shuttle-Bus werden die Flüchtlinge zum Klinikum Starnberg gebracht. Dort werden sie gründlich untersucht. Es wird Blut abgenommen und sie werden geröntgt, um mögliche TBC- oder HIV-Infektionen zu erkennen. Ob es eine psychologische Betreuung geben wird, muss sich erst zeigen, antwortete er auf die Frage einer besorgten Bürgerin. Die Flüchtlinge sollen nach der Erstaufnahme möglichst bald in andere Gemeinden und feste Unterkünfte gebracht werden. Bereits am Freitag haben Mitarbeiter des Landratsamts Kisten mit der Erstausstattung gepackt. In den Hallen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen sind Kissen, Decken, Bettwäsche, Handtücher, Becher und Hygieneartikel deponiert. "Jeder Asylbewerber bekommt so seinen eigenen Seemannskasten, in den er auch Kleidung und persönliche Gegenstände verstauen kann." Es gebe auch Kinderkisten mit jeweils einem Teddybären, den die Feuerwehr gespendet habe, so Roth.

Neben den Mitarbeitern von Landratsamt und Gemeinde seien viele ehrenamtliche Helfer der Feuerwehren Buch und Inning, des THW und des BRK in die Vorbereitungen eingebunden, um das Übergangsquartier schnell vorzubereiten, sagte Bleimaier. Zudem ist der Wach- und Betreuungsdienst "Jonas Better Place" beauftragt worden, mit dem das Landratsamt in Feldafing gute Erfahrungen machte, wie Roth betonte. Geschäftsführer Phillip Bauer berichtete, der Reinigungsdienst sei organisiert, ein Caterer stehe bereit. Es werde einen Hallenmanager geben, der ständig erreichbar ist und die Asylbewerber in Empfang nimmt. Zudem sollen Dolmetscher zur Verfügung stehen, tagsüber gibt es männliche und weibliche Sicherheitskräfte, nachts sind immer vier anwesend.

Derpa sagte, es sei keine Frage, dass jede Familie ihren abgetrennten Schlafbereich bekomme und man werde darauf achten, die Menschen nach Kulturen und Religionen zu trennen. Skeptisch zeigten sich einige Inninger wegen der Kapazität der Toiletten: "Die 16 Toiletten reichen doch nicht, wenn in der Früh 200 Leute aufs Klo wollen", hieß es. Wenn es nicht reicht, stellen wir Dixie-Klos auf, so Roth. Einigen der Flüchtlinge müsse man wohl das Toilettensystem erklären, sagte er. Diese Erfahrung habe man in Feldafing gemacht, wo ja vor Monaten bereits eine Notfallunterkunft in einer Fabrikhalle schnell eingerichtet werden musste. "Diesmal sind wir vorbereitet", meinte der Landrat.

Jedenfalls müsse man vieles erklären. "Man muss ihnen sagen, was sie dürfen und was nicht. Oder was sie auf der Straße beachten müssen. Sie dürfen die Notunterkunft tagsüber verlassen. Es ist kein Gefängnis. Wir werden sicher einige im Supermarkt antreffen", meinte er. Hier sei sicher der Helferkreis gefragt, wie auch später, wenn mit dem Deutschunterricht begonnen werde. Wie lange die Unterkunft bestehen bleibt? Vorerst nur über die Ferien, also sechs bis acht Wochen. Danach sei die Reihe an einer anderen Kommune, meinte Roth.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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