Traubing:Sondersitzung wegen Hochwasser

Lesezeit: 1 min

Seit 30 Jahren wird Traubing regelmäßig überflutet. Jahrelang hat Tutzing das Problem ignoriert. Nun will die Gemeinde endlich aktiv werden.

Christian Deussing

Bei Dauerregen oder Unwettern wird Traubing regelmäßig überflutet. Diesmal ramponierte das Hochwasser auch den neuen Spielplatz stark. Seit mehr als 30 Jahren wird an dem Problem herumgedoktert. Es ist die Stelle, wo Deixlfurter Bach und Schwarzer Graben zusammenfließen. Zwar gibt es Pläne für einen Hochwasserschutz - zum Beispiel für ein Regenrückhaltebecken - doch diese verschwinden immer wieder in den Schubladen oder werden auf die lange Bank geschoben.

Am Freitag hatte sich das Bächlein Schwarzer Graben in Traubing in einen Fluss verwandelt. Das Hochwasserproblem sei der Gemeinde Tutzing seit langem bewusst, sagt Walter Schramm, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim. (Foto: STA)

Walter Schramm, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Weilheim, bedauert diesen Stillstand. Das Hochwasserproblem sei der Gemeinde Tutzing seit langem bewusst, aber "etwas Substantielles ist bislang nicht zustande gekommen", sagte er gestern auf Anfrage der SZ. "Flickschusterei" helfe nicht weiter, nötig sei vielmehr eine "systematisch-professionelle Planung", betonte Schramm.

Bereits vor einem Jahr hatte Tutzings Bürgermeister Stephan Wanner nach Überschwemmungen von "nachhaltigen Lösungen" gesprochen. Zwar wurde das Ufer am Schwarzen Graben daraufhin besser befestigt und eine der flachen Brücken saniert, aber viel mehr passierte nicht. Überflutungszonen oberhalb Traubings wurden beispielsweise nicht geschaffen. Nach der Überschwemmung vom Freitag will die Gemeinde nun allerdings Nägel mit Köpfen machen.

Man werde jetzt die Probleme anpacken, versprach Wanner. Eine Machbarkeitsstudie für einen umfassenden Hochwasserschutz sei am Montag bei einem Tutzinger Ingenieurbüro in Auftrag gegeben worden. Zudem sollen künftig Sandsäcke für Anwohner im Traubinger Feuerwehrhaus sofort bereit liegen. Der Rathauschef appellierte auch an die "Eigenverantwortlichkeit und Sorgfaltspflicht" der Bürger, die am Traubinger Bach wohnen. Wanner kündigte an, dass er im Rahmen einer Sondersitzung des Gemeinderats das Traubinger Hochwasserproblem ansprechen werde. Thema sei dann nicht nur das seit langem geplante Regenrückhaltebecken, sondern auch die Kooperation von Wasserwirtschaftsamt, Kommune, Grundbesitzern und Anwohnern der Gewässer, sagt der Bürgermeister.

Dass hierbei Interessen kollidieren können, weiß Wasserexperte Schramm nur zu gut. Spätestens nach dem historischen Pfingsthochwasser 1999 hätte seiner Ansicht nach die Kommune den akuten Handlungsbedarf erkennen müssen. Nun gelte es "intelligente und komplexe Lösungen" zu finden und den "Zustand ungeschminkt zu analysieren". So müsse der "Rückhalt in der Fläche gestärkt" und das Wasser über einen naturnahen Ausbau des Schwarzen Grabens kontrolliert werden.

Dazu sei unter anderem die Einrichtung von Abflüssen an den richtigen Stellen wichtig. Für ein Hochwasserkonzept können Gemeinden einen Zuschuss von bis zu 65 Prozent bekommen. Es geht darum, die "Arbeits- und Lebensverhältnisse in Dörfern zu verbessern", sagt Robert Schartl vom Amt für Ländliche Entwicklung.

© SZ vom 10.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hochwasser in der Region
:Fünfseen-Land unter!

Der Starnberger See läuft über, am Bahnhof ist sogar schon ein Alusteg errichtet, damit die Leute die Gleise erreichen. Und die Pegelstände gehen nur langsam zurück. In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: