Tote Schafe:Unklares Motiv

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Die in Andechs gefundenen Kadaver können nach Expertenmeinung allenfalls aus illegaler Haltung stammen

Von Armin Greune, Andechs

Die Suche nach den Unbekannten, die mehrmals tote Schafe auf Parkplätzen und Wegen im Andechser Gemeindegebiet abgeladen haben, geht weiter. Doch die Motive, warum die Täter die Tiere nicht regelgerecht entsorgten, werden immer rätselhafter. Schließlich holt bei Bedarf die Tierkörperbeseitigungsanstalt die Kadaver ab, den Haltern entstehen dabei kaum Kosten: Bei älteren Schafen springt die Tierseuchenkasse für die Bauern ein, für Lämmer und Jungtiere wird eine Gebühr von 15 oder 75 Cent erhoben.

Markus Schnitzler ist als Schäfer und Metzger um das Wohl seiner Tiere bemüht. (Foto: Nila Thiel)

Bei diesen Beträgen ergibt es auch wirtschaftlich keinen Sinn, verendete Schafe im Lastwagen oder Anhänger durch die Gegend zu karren, um sie dann im Grünen abzuladen. Laut Markus Schnitzler, der als Landwirt und Metzgermeister selbst Schafe hält, verarbeitet und vermarktet, ist es daher am wahrscheinlichsten, dass die Kadaver aus illegaler Haltung stammen: "Möglicherweise ist jemand wegen grober Missstände ein Tierhaltungsverbot auferlegt worden, aber die Person hat heimlich wieder angefangen, Schafe zu halten." Derartige illegale Betriebe könnten die Leistungen der Tierseuchenkasse natürlich nicht in Anspruch nehmen.

Ohrmarken wie diese - hier für Zuchtschafe - fehlen bei den toten Tieren, die in Andechs regelmäßig gefunden werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Für registrierte Landwirte aber sei es schwierig, den Verlust von Tieren auf Dauer zu verschleiern. Jährlich muss der Bestand angemeldet werden; die Veterinärämter führen angemeldete und unangemeldete Kontrollen durch, bei denen neben den Haltungsbedingungen auch die Kennzeichnung der Schafe überprüft wird. Und auch das Finanzamt forsche nach, wenn zu wenig Einnahmen aus der Tierzucht erzielt werden, weiß Schnitzler. Im Landkreis Starnberg sind 106 landwirtschaftliche Betriebe registriert, die derzeit insgesamt 2380 Schafe halten, sagt Johannes März, Leiter des Veterinäramtes Starnberg. Die Tiere müssen spätestens im Alter von neun Monaten gekennzeichnet werden: Schlachttiere werden mit einem weißen Ohrclip markiert, Zuchtschafe tragen an beiden Ohren weiße Marken. Bei den in den vergangenen Jahren in Andechs gefundenen, toten Schafen waren die Clips entfernt oder die Ohren offensichtlich nie durchbohrt worden. Ein weiterer Fall wie in Andechs ist Merk im Landkreis noch nicht begegnet. Er hält es für unwahrscheinlich, dass die entsorgten Tiere aus dem Fünfseenland stammen.

Doch auch die Vermutung, dass sie bei einem Transport verendet sind und dann auf der Durchreise entsorgt wurden, hält Schnitzler für wenig einleuchtend. Zum einen passiere es nur äußerst selten, dass ein Schaf auf den in der Regel kurzen Transportwegen ums Leben kommt. Und zum anderen würde der Lkw-Fahrer das Verenden des Tiers wohl kaum unterwegs, sondern erst am Zielort bemerken, meint der Dießener Schäfer. Er nimmt an, dass die aufgefundenen, toten Altschafe als sogenannte gefallene Tiere nicht geschlachtet wurden und daher nicht zu verwerten waren. Aber auch für ältere Schlachtschafe ließen sich in Deutschland kaum Abnehmer finden, obwohl ihr Fleisch von hoher Qualität ist. Markus Schnitzler referiert regelmäßig vor Kollegen, wie Altschafe bei Hausschlachtungen besser vermarktet werden können.

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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