Töpfermarkt Dießen:Keramik mit magnetischer Anziehungskraft

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Bis zum Sonntag werden auf der Austellung, einer der größten dieser Art in Europa, mehr als 50 000 Besucher erwartet. Die Werkstatt von Nikos Kavgalakis gehört heuer zu den Attraktionen der Schau

Von Peter Bierl, Dießen

Erde, Wasser, Luft und Feuer galten den griechischen Philosophen als Grundstoffe allen Seins. Menschlicher Erfindergeist schuf daraus vor Jahrtausenden die ersten Tongefäße. Welche Vielfalt, Qualität und Kunstfertigkeit sich bis heute entwickelten, zeigt jedes Jahr der Töpfermarkt Dießen. Heuer präsentieren 155 Aussteller aus 13 Ländern ihre Produkte in den Seeanlagen. Darunter ist erstmals Li Jian Shen vom Internationalen Keramik-Zentrum Sanbao bei Jingdezhen in China mit feinstem Porzellan und einem beeindruckenden Sortiment von Pinseln aus seiner Manufaktur. Erwartet werden bis Sonntag mehr als 50 000 Besucher in einer der größten Ausstellungen dieser Art in Europa.

Bereits vor dem offiziellen Auftakt am Donnerstag flanierten Hunderte von Gästen bei Sonnenschein und kaltem Ostwind zwischen den Ständen. Um 10 Uhr eröffnete Benjamin Rohde vom gleichnamigen Brennofenhersteller den 16. Dießener Töpfermarkt mit dem Hinweis, dass Künstler aus ganz Europa vier Tage zusammenkommen, nicht nur um ihre Produkte vorzustellen und zu verkaufen, sondern auch, um sich freundschaftlich austauschen. Marktleiter Wolfgang Lösche verwies auf die Tradition der Töpferei in der Marktgemeinde, die ins 16. Jahrhundert zurückreicht.

Beim anschließenden Rundgang stellte Lösche Künstler und ihre Werke vor. Das Sortiment reicht von fein gearbeitetem Geschirr über Accessoires für Haus und Garten bis zu Vasen, Ziergefäßen und Schmuckstücken. Die Stücke der französischen Keramiker, die die größte ausländische Gruppe bilden, zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit aus, ihre englischen Kollegen legen großen Wert auf Glasuren.

Der Leitbegriff des Töpfermarktes ist "Keramik am See". Viele Werkstätten stellen sich darauf ein und fertigen Jahr für Jahr neue Arbeiten. Der zentrale Ausstellungspavillon von Erwin Kloker präsentiert unter dem Titel "Primo, Secondo, Dolce" Keramik für die italienische Küche. Gezeigt werden Krüge und Becher für Wein, Teller für Minestrone, Auflaufformen und Terrinen oder Flaschen für Olivenöl und Balsamico. Während des Marktes wird der ultimative Spaghettiteller gekürt. Im Zelt nebenan werden frische Antipasti serviert. Das Thema des Dießener Keramikpreises lautet heuer "Lieblingsstücke - Favoriten der Werkstätten". 70 Arbeiten wurden eingesandt und im Traidtcasten beim Kloster gezeigt. Der mit 3000 Euro dotierte Preis, den die Firma Rohde zum ersten Töpfermarkt in den Seeanlagen 2001 gestiftet hat, wurde am Abend vergeben.

Auch die Werkstatt von Nikos Kavgalakis aus Kreta ist noch einmal zu sehen. Seit 2001 konnten ihm die Besucher in Dießen bei der Arbeit zuschauen. Im Januar ist Kavgalakis im Alter von 78 Jahren gestorben - und mit ihm einer der letzten Meister klassischer Töpferei. Er konnte die riesigen Amphoren herstellen und arbeitete wie vor Jahrtausenden mit einer Töpferscheibenstraße: Sobald der Handwerker einen Arbeitsschritt an der siebten und letzten Scheibe vollendet hatte, war das Werk auf der ersten Scheibe so weit angetrocknet, dass er dort weitermachen konnte. "Diese Ausstellung ist auch eine Hommage an ihn", betonte Lösche. Die Bilder von Kavgalakis und seinen Krügen sind zum Wahrzeichen des Töpfermarktes geworden.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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