Tierhaltung in Seefeld:Viel Gemecker um die Ziegen

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Der Gemeinderat empfiehlt dem Züchter Florian Cichon die Umsiedlung - und lehnt seine jetzt vorgelegten Neubau-Pläne trotzdem ab. Das letzte Wort hat allerdings das Landratsamt.

Von Christine Setzwein, Seefeld

Florian Cichon versteht die Welt nicht mehr. Zuerst wollte der Gemeinderat Seefeld, dass er mit seiner Ziegenzucht umsiedelt, und jetzt, da zwei Grundstücke gefunden wurden, ist der Vorbescheid abgelehnt worden. "Jetzt steh' ich wieder bei Null", meint der Landwirt.

Seit Jahren, genau gesagt seit 1999, gibt es mit den Nachbarn Streit über die Ziegenzucht zwischen Hauptstraße und Bachlaich. Warum? Den Anliegern stinkt's einfach. Als der junge Landwirt dann 2017 seine Betrieb vergrößern wollte, lehnte der Gemeinderat ab, wohlwissend, dass das Landratsamt und das Amt für Landwirtschaft damit keine Probleme hätten. Schon damals hieß es, am besten wäre eine Umsiedlung des Betriebs an den Ortsrand. Das Grundstück am Bachlaich könne dann in ein kleines Gewerbegebiet umgewidmet werden. Bürgermeister Wolfram Gum versprach, bei der Suche nach einem neuen Bauplatz zu helfen.

In der Sitzung des Gemeinderats Seefeld am Dienstag lag nun der Vorschlag Cichons auf dem Tisch: Der 36-Jährige will am südlichen Ortsrand von Hechendorf Richtung Herrsching, beim "Kammerloher-Stadl", einen Aussiedlerhof für seine Ziegenzucht und ein Wohnhaus bauen. Aus der Nebenerwerbslandwirtschaft möchte Cichon, der nicht nur ausgebildeter Landwirt, sondern auch Meister für Elektrotechnik, Heizung und Sanitär ist, einen Vollerwerb machen. Ganzjährig hält er 60 Milchziegen, die Milch liefert er an die Andechser Biomolkerei Scheitz.

Die Geruchsproblematik soll am neuen Standort nicht so gravierend sein - eine Prognose der Belästigung kommt laut Cichon auf "unter zehn Geruchsstunden pro Jahr". Trotzdem wurden am Dienstag andere Vorbehalte ins Feld geführt. Wenn Cichon dort bauen würde, wären "ein unwiederbringliches Stück Natur und der Blick auf die Alpen verloren", sagte Robert Schindlbeck (CSU-Fraktion). "Hier hat weder Gewerbe noch ein Aussiedlerhof eine Berechtigung", wetterte er. Der Feld- und Waldweg, der für den Bau des Aussiedlerhofs verlegt werden müsste, wird von vielen Hechendorfern zum Spazieren und Gassigehen mit dem Hund genutzt. Robert Benoist (Grüne) kritisierte die Flächenversiegelung und meinte, das Problem mit dem Gestank und dem Lärm der Ziegen würde nur verlagert.

Dass die einhellige Ablehnung des Vorhabens wenig bringe, war den Gemeinderäten klar. Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt. Und wenn das Amt für Landwirtschaft zu dem Schluss kommt, dass das Vorhaben privilegiert ist, wird der Kreisbaumeister zustimmen. Im Flächennutzungsplan der Gemeinde sind die Grundstücke als landwirtschaftliche Fläche dargestellt, und landwirtschaftliche Betriebe sind im Außenbereich grundsätzlich zulässig. Der jetzige Entwurf Cichons sei auch bereits mit dem Landwirtschaftsamt abgestimmt, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Umso weniger versteht Florian Cichon die Haltung der Gemeinderäte. Zum einen würden sie so tun, als ob sie seinen Betrieb erhalten wollten, zum anderen würden sie ihm nur Steine in den Weg legen. "Wo soll ich denn hin?"

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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