SZ-Serie: Kioske im Fünfseenland:Der beste Arbeitsplatz der Welt

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Während ihre Gäste speisen oder sich im Ammersee abkühlen, geht es bei den Pächtern des Strandbads Riederau, Michaela Horvat und Markus Thaler, hoch her. Zeit, um mal auszuspannen oder schwimmen zu gehen, bleibt ihnen nur wenig. Doch dem Paar fehlt das alles nicht

Von Otto Fritscher, Riederau

Peinlich ist ihr die Sache mit dem Geburtstag nicht. Michaela Horvat lacht, wenn sie daran denkt, dass im vergangenen Jahr das 50-jährige Bestehen des Strandbads Riederau gefeiert worden ist, dessen Pächter sie und ihr Mann Markus Thaler sind. "Dabei gab es das Bad damals erst 49 Jahre", sagt die 46-Jährige. Erst ein nochmaliges, intensives Nachforschen in Unterlagen und Archiven förderte das richtige Datum zu Tage.

Den meisten Gästen wird es egal gewesen sein. Die Menschen, die hierher kommen fühlen sich auf der rund 10 000 Quadratmeter großen Liegewiese sichtlich wohl. Es gibt ein paar Bäume, die Schatten spenden, den Kiosk, ein kleines Bistro mit großer Terrasse, und natürlich den Ammersee, der an dieser Stelle besonders für Kinder geeignet ist, da es sehr flach ins Wasser geht. Genau gegenüber ragt der Kirchturm von Kloster Andechs aus dem Wald.

Markus Thaler steht im Strandbad Riederau der Küche. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Ein toller Ausblick", schwärmt Michaela Horvat, die jetzt schon in der dritten Saison Pächterin des Strandbades ist. Sie kennt die Anlage, die der Gemeinde Dießen gehört, aber schon länger, denn fünf Jahre lang hat sie zuvor als Bedienung hier gearbeitet. Was sie beruflich gemacht hat? "Irgendwas mit Versicherungen", sagt Horvat. Als vor drei Jahren die damaligen Pächter ins deutlich größere gemeindliche Strandbad nach St. Alban wechselten, bewarb sie sich - und wurde genommen.

Kiosk mit Aussicht: der Blick auf den See begleitet den Arbeitsalltag der Pächter. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nun hat sie 15-Stunden-Tage zu bewältigen, mit ihrem Mann, der hinter den Kulissen in den Küche werkelt. Michaela Horvat ist dagegen die Frontfrau. Vor allem der Service ist ihr Bereich, immerhin hat das Bistro draußen 100 Plätze, dazu kommt der Kiosk, an dem es Eis und andere Leckerein gibt. Zu den gefragtesten Speisen gehören hier die klassischen Pommes, aber auch Schnitzel. Und manchmal wundert sich Michaela Horvath etwas: Es ist Sommer, und die Leute essen trotzdem heiße Käsespätzle. Wahrscheinlich, weil sie so gut schmecken wie die Bio-Steinpilz-Ravioli, die Markus Thaler in der Küche zaubert. Er hat vorher in der "Seepost" in Schondorf als Geschäftsführer gearbeitet.

Michaela Horvat kümmert sich im Service um die Gäste - auch um die kleinen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

17 Mitarbeiter sind in der Hochsaison hier beschäftigt, und auch die beiden Söhne fassen mit an. Der Größere absolviert gerade eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, der andere kommt nach der Schule häufig "zum Essen vorbei", und hilft mit, wenn es etwas zu tun gibt. Der Tag von Michaela Horvath beginnt um sieben Uhr. "Umkleiden putzen, den Kiosk vorbereiten und so weiter", sagt sie. Schluss ist, wenn es die Witterung zulässt, erst gegen 22 Uhr. "Da bleibt keine Zeit für Hobbys, außer Schlafen geht da nicht viel", sagt sie.

Und im Winter? Nun, das Bistro ist lange noch geöffnet, auch wenn der Badebetrieb längst vorbei ist. "Wir schließen erst, wenn der Frost kommt, weil wir dann kein Wasser mehr für die Kaffeemaschine haben", sagt die Pächterin. Aufgesperrt wird im Frühjahr wieder, sobald es die Witterung erlaubt. Horvat wünscht einen kleinen Ausbau der Lagermöglichkeiten, und auch in der Küche geht es eng her. Darüber wolle sie beizeiten mit der Gemeinde reden. Dabei muss wohl behutsam vorgegangen werden, denn die Form des Gebäudes ist für ein Strandbad ziemlich einmalig. Es ist ein runder Pavillon mit einem spitzen Dach. Die Architektur wurde schon mehrfach ausgezeichnet.

Doch dafür hat Michaela Horvath in diesem langen Sommer kaum einen Blick übrig. Immer aufmerksam sein, immer laufen, immer gute Laune. "Ich weiß auch nicht, woher ich die Energie habe", sagt sie. Und wie wäre es mit mal ausspannen? "Ich brauch' keinen Urlaub, ich habe doch den schönsten Arbeitsplatz der Welt", sagt Horvath. Und wenigstens mal Schwimmen gehen, zwischendurch, zur Abkühlung? "Nein", schüttelt sie den Kopf, "ich gehe auch hier nicht ins Wasser." Kann sie vielleicht nicht schwimmen? "Doch natürlich", sagt Horvath, sie sei ausgebildete Rettungsschwimmerin, ihr Mann ebenso, das sei eine Voraussetzung für die Strandbadpacht gewesen. "Trotzdem gehen wir nicht ins Wasser, die Kinder schon."

Horvat sitzt lieber mal am Ufer, schaut auf den See, die traumhafte Kulisse. "Der See beruhigt", sagt sie, "und zwar bei jedem Wetter."

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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