Suchtprävention:Blick durch die Rauschbrille

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Es geht nicht um bloße Verbote: Ein Netzwerk im Landkreis will vor allem Jugendliche über die Risiken von Alkohol aufklären - mit anschaulichen Simulationen.

Um Jugendlichen den vernünftigen Umgang mit Alkohol nahezubringen, hat sich im Landkreis Starnberg ein breites Netzwerk zusammengeschlossen. Die Alkoholpräventionswoche "Sei in - trink' mit Verstand" ist nun das erste große Projekt dieses Bündnisses. Vom 11. bis 15. Oktober sollen Fachvorträge, Workshops, Diskussionen und Filme alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, besonders aber Jugendliche und Eltern, für das Thema Alkoholmissbrauch sensibilisieren. Für das Projekt konnte die Saftkelterei Perger als Sponsor gewonnen werden.

Saufen verboten: Per Verordnung will Königsdorf gegen das Trinken am Eisplatz und am Sportplatz vorgehen.   (Foto: Michael Gottschalk (ddp))

Unter anderem kann mit Hilfe einer sogenannten Rauschbrille die Wirkung von Alkohol simuliert und am eigenen Leib erfahren werden. Eine Party mit alkoholfreien Drinks und Musik für Jugendliche ab 13 Jahren schließt die Woche nächsten Freitag ab. Bernhard Frühauf, Fachbereichsleiter für Jugend und Sport im Landratsamt, appelliert schon seit langem an die Verantwortung der Eltern, mit ihren Kindern regelmäßig über den Konsum alkoholhaltiger Getränke zu reden.

Frühauf sucht selbst regelmäßig das persönliche Gespräch mit betroffenen jungen Leuten. Es geht dabei also nicht nur um bloße Verbote. "Alkohol ist ja seit langem als legale Droge ein fester Bestandteil unserer Kultur", macht Starnbergs Kreisjugendpfleger Eduard Zenger deutlich.

Problemfälle sind dagegen Jugendliche, die wegen Komatrinkens ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Bundesweit haben sich nach Angaben von Wolfram Skasa-Weiß von Condrobs die Fallzahlen von 9500 im Jahr 2000 auf derzeit 27.900 fast verdreifacht.

Der Landkreis Starnberg ist hier keine Ausnahme. Aber er gibt auch Entwarnung. Einerseits trinken mehr als die Hälfte der 12 bis 17-Jährigen mittlerweile überhaupt keinen Alkohol mehr. Andererseits bereitet die immer jünger werdende Gruppe der Komatrinker große Sorgen. Die Eltern müssen allerdings verstehen lernen, dass ein Teenagerleben nicht nur aus komatösen Parties besteht.

Alle an der Präventionswoche Beteiligten, auch die Vertreter der Jugendhäuser und die Jugendreferenten, sind sich darin einig, dass diese Veranstaltung nur der Auftakt zu weiteren Aktionen gegen Alkoholmissbrauch sein kann.

© SZ vom 09.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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