Streit um Polizeiboot:Dampf ablassen am Steg

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Die Polizei hält an den Plänen für ein Bootshaus in Holzhausen fest - die Bürger wollen erneut dagegen protestieren

Von armin greune, Utting

Ungeachtet aller Proteste hält das bayerische Innenministerium an den Plänen für ein Polizeibootshaus am Dampfersteg im Uttinger Ortsteil Holzhausen fest. Bei einer erneuten Überprüfung habe sich ergeben, dass alle anderen Standorte ungeeignet wären, wie Oberregierungsrat Richard Filser nun der Initiative "dampferstegholzhausen.de" mitgeteilt hat. Mit dem Bau soll bereits im kommenden Frühjahr begonnen werden, konkrete Pläne werden in der Gemeinderatssitzung am 14. Januar zur Debatte gestellt. Wie bereits im April 2015 wird das Gremium dann in der Verwaltungsschule Holzhausen tagen, Sitzungsbeginn ist 19.30 Uhr. Die Bootshausgegner rufen zum Besuch der Sitzung auf und treffen sich bereits um 19 Uhr am Anleger, um ihrem Protest gegen das aus ihrer Sicht landschaftszerstörende Vorhaben am Ende des 105 Meter langen Stegs Ausdruck zu verleihen.

Vor neun Monaten hatten 250 Bürger in der Verwaltungsschule verfolgt, wie Polizeivertreter ihr Bauvorhaben vor dem Gemeinderat rechtfertigten. Bisher ist das 2002 beschaffte Polizeiboot WSP 7 im Sommer am Dießener Dampfersteg offen vertäut. Den Winter über wird es im Trockendock in Stegen gelagert und steht deshalb nicht für Einsätze zur Verfügung. Zunächst sollte für das WSP 7 eine Hütte mit eigenem Steg in Dießen errichtet werden, aber im letzten Moment brachten Bürgerproteste das 330 000 Euro-Projekt zu Fall.

Auch am neu ins Auge gefassten Standort Holzhausen regte sich rasch Protest: Der Verein "Unser Dorf" und "dampferstegholzhausen.de" überreichten dem Innenministerium eine Petition mit 2280 Unterschriften gegen das Bootshaus. Die Bürger kritisieren eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und fürchten, dass in der Folge der freie Zugang zum Steg - den die Holzhausener renoviert und in Stand gehalten haben - eingeschränkt wird.

Nachdem der Widerstand auch in der Gemeinderatssitzung im April laut wurde, sicherten Polizei und Innenministerium zu, nochmals Alternativen zu Holzhausen zu prüfen. So kam es von Juni an zu drei Treffen mit den Bürgern, bei denen mögliche Standorte näher ins Auge gefasst wurden. Für das kleinere Flachwasserboot WSP 9 wäre eine zum Verkauf stehende Bootshütte in Dießen geeignet, doch eine Anfahrt mit dem WSP 7 wäre dort im seichten Wasser nicht möglich. Gegen ein Bootshaue Behausung in Stegen - wo die Polizeiboote ja auch betankt werden - bezog die Seenschifffahrt Stellung: Durch den Ammerabfluss verursachte Strömungen, das seichte Wasser und der Platzmangel am Ufer lauteten die zentralen Argumente. Die Holzhausener haben daraufhin neue Pläne und Berechnungen angestellt, die sie nicht genügend gewürdigt sehen, auch eine pneumatische Enteisungsanlage samt elektrischer Standheizung in Dießen wurde vorgeschlagen.

Inzwischen haben die Initiatoren vom Innenministerium, vom Polizeipräsidium und auch vom eingeschalteten Landtagsabgeordneten Thomas Goppel erfahren, dass die Behörden keine Alternative zu Holzhausen sehen. "Das lässt die monatelang ernsthaft geführte Debatte als rein taktisches Manöver dastehen", heißt es im neuen Protestaufruf der Bootshausgegner. Am kommenden Donnerstag werde dem Gemeinderat nur "eine kosmetisch aufgehübschte Version" aufgetischt. Bei der Versammlung sollen vor der Sitzung bei Heißgetränken und Blasmusik erneut die Argumente der Holzhausener vorgetragen werden, sagt Mitinitiator Florian Münzer. Und für erhitzte Gemüter biete sich Gelegenheit, vorab Dampf abzulassen: Anders als im April soll die Sitzung ohne Störungen ablaufen.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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