Streit um Müllumladestation:Hochstadter erwägen Klage gegen Awista

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Die Hochstadter wollen die geplante Müllumladestation um jeden Preis verhindern. Sie bereiten sich nun auf eine gerichtliche Auseinandersetzung vor. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Bürger des Weßlinger Ortsteils wehren sich gegen den Standort "Tiefenbrunner Rinne". Alternativen könnten eine Kiesgrube oder die Vergrößerung einer bestehenden Anlage sein

Von Patrizia Steipe, Weßling

Die Hochstadter bereiten sich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung vor, um ein Müllumladezentrum in der Tiefenbrunner Rinne (Gemeinde Gauting) zu verhindern. Dem Klageweg sehen die Bürger des Weßlinger Ortsteils optimistisch entgegen: "Das Projekt ist planungsrechtlich nicht genehmigungsfähig", erklärte Landschaftsarchitektin Donata Valentien bei einer Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft Hochstadt und dem Weßlinger Bund Naturschutz (BN). Rund 100 Bürger waren in das Freizeitheim nach Hochstadt gekommen, um Argumente gegen das vom Starnberger Abfallwirtschaftsverband Awista geplante Müllzentrum zu sammeln.

Da wäre beispielsweise das wertvolle Trinkwasser unter der Erde, erklärte Andreas Beblo. Die unverbaute Tiefenbrunner Rinne habe aber auch eine Funktion als Frischluftleitbahn für die nördlichen Gewerbegebiete, ergänzte Valentien. Landwirtin Christl Sperling mahnte, dass das Feld bei Oberbrunn wertvoller Rückzugsraum für bedrohte Tiere wie Roter Milan und Feldlerche sei sowie Rastplatz für Schwarzstörche auf ihrem Flug in den Süden. Problematisch sei die verkehrliche Anbindung durch die enge Hochstadter Dorfstraße. Hier finde derzeit eine Verkehrsmessung statt mit dem Ziel, die Dorfstraße für Lastwagen sperren zu lassen und zur Anliegerstraße umzuwidmen. Laut Landesentwicklungsplan (LEP) dürften neue Bebauungen ohnehin nur in Zusammenhang mit einer bestehenden Siedlung entstehen, um der Zersiedelung der Landwirtschaft entgegen zu wirken. "Eine Müllumladestation ist kein privilegiertes Vorhaben. Es gehört in ein Gewerbegebiet", so Valentien, und laut LEP an eine mindestens vierspurige Straße oder Autobahnkreuzung. Das Alternativgrundstück "An den Gruben" in Weßling sei geeigneter: Es grenzt ans bestehende Müllumladezentrum des Privatunternehmens Remondis.

Das sah nicht jeder so: Oliver Fiegert, Vertreter der Bürgerinitiative gegen die Asphaltmischanlagen in Sankt Gilgen (Gemeinde Gilching) argumentierte, der kleine Ort würde einen Kilometer von der neuen Einrichtung entfernt liegen. Dabei sei er bereits durch zwei Asphaltmischanlagen und die Müllumladestation belastet. "Wir wollen die zweite nicht". Da es sich bei der drei Hektar großen Fläche "An den Gruben" um eine verfüllte Kiesgrube handele und nicht um Baugrund, könne dort sowieso nicht so leicht gebaut werden. Er stimmte aber den Weßlingern zu, dass die Tiefenbrunner Rinne keine Option sein. Franz Leitner hinterfragte, ob der Landkreis überhaupt eine zweite Umladestation brauche. "Wir haben bereits eine, die könnte man vergrößern", regte Leitner an. "So schlecht kann Remondis gar nicht gearbeitet haben." Immerhin wären die Müllgebühren in der Vergangenheit sogar vom Awista gesenkt worden, um die hohen Rücklagen abzuschmelzen.

Die Hochstadter BI will jetzt das Gespräch mit Remondis suchen und die Wirtschaftlichkeit von Remondis und Awista miteinander vergleichen. Es drohe die Gefahr, dass noch mehr Müll in den Landkreis komme, falls Remondis den Ausfall des Landkreismülls kompensieren müsse, meinte Gerhard Sailer. Im Kampf gegen die Müllumladestation sollen die Sankt-Gilgener jedenfalls mit ins Boot geholt werden. "Je mehr Menschen dagegen sind, umso besser", sagte Gerhild Schenck-Heuck. Derzeit läuft eine Online-Petition gegen das Vorhaben. Die Hochstadter wollen sich aber auch an den Umweltausschuss im Landtag wenden, mit dem Umweltministerium und den Kreisräten sprechen und bei Awista-, Kreistags- und Gemeinderatssitzungen Präsenz zeigen.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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